Klimawandel:Keine Pause fürs Riff

Korallenbleiche

Ein Taucher vom ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies untersucht im November 2016 bleiche Korallen am Zenith Reef in Australien.

(Foto: dpa)
  • Korallenriffe bleichen immer häufiger aus, das berichten australische Forscher.
  • Zu Beginn der 1980er Jahre betrug der Abstand zwischen zwei Bleichen am selben Ort im Schnitt 25 bis 30 Jahre. Seit 2010 sind es nur noch sechs Jahre.
  • Für viele Wissenschaftler gilt das Absterben von Korallen als ein Warnsignal, dass sich die Artenvielfalt im Ozean künftig stark verringern könnte.

Sie leuchten in unzähligen Farbtönen und sind die Heimat zahlreicher Fische: Korallenriffe. Doch immer häufiger verlieren sie ihre Farbenpracht und bleichen aus. Wie ein Team um den Meeresbiologen Terry Hughes von der James Cook University im australischen Townsville nun zeigt, haben sich die Abstände zwischen zwei Korallenbleichen am selben Ort in den vergangenen Jahrzehnten drastisch verkürzt. Betrug der Abstand zu Beginn der 1980er Jahre im Schnitt noch 25 bis 30 Jahre, so sind es seit 2010 nur noch 6 Jahre. Diese Zeit sei zunehmend "zu kurz für eine komplette Erholung der vollentwickelten Gemeinschaften" am Riff, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin Science. Die Erholung dauere für die am schnellsten wachsenden Arten 10 bis 15 Jahre und weit länger für ältere, größere Organismen.

Für ihre Untersuchung hat Hughes mit seinem Team Messdaten von weltweit 100 Korallenbänken zusammengetragen, die zwischen 31 Grad nördlicher und südlicher Breite liegen. War weniger als 30 Prozent eines Riffs betroffen, ordneten die Forscher das Ereignis als moderat ein. Bei einer höheren Prozentzahl galt die Bleiche als schwerwiegend. An nur sechs der 100 untersuchten Orte gab es bisher noch keine schwerwiegende Bleiche.

Bei einer solchen Bleiche sterben winzige Algen ab, die mit den Korallen symbiotisch in einer Lebens- und Nahrungsgemeinschaft leben. Die Koralle erhält von ihnen für gewöhnlich Nährstoffe, dafür bietet sie ihnen unter anderem Halt und Schutz. Auch sorgen die Algen für die Farbenpracht der Koralle. Sterben die Bewohner ab, wird das helle Korallenskelett sichtbar. Dauert eine solche Bleiche länger an, sterben die Korallen ganz ab. Da Korallenriffe Schutz, Nahrung und Jagdgründe für zahlreiche Meereslebewesen bieten, gilt das Absterben von Korallen als ein Warnsignal, dass sich die Artenvielfalt im Ozean künftig stark verringern könnte.

Am Great Barrier Reef kam es in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu Bleichen

"Die Massensterblichkeit von Korallen ist weltweit zur Norm geworden, während die Temperaturen weiter steigen", wird Hughes in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Dabei beschränken sich die schweren Bleichen nicht mehr auf die Zeiten des Klimaphänomens El Niño, das in zahlreichen Meeresregionen für überdurchschnittliche Wassertemperaturen sorgt. "Jetzt sehen wir das Aufkommen von Bleichen in jedem heißen Sommer", sagt Co-Autor Mark Eakin von der National Oceanic and Atmospheric Administration in College Park (USA).

Global gesehen ist das Risiko einer Korallenbleiche zwischen 1980 und 2016 jedes Jahr um knapp vier Prozent gestiegen, das Risiko einer schwerwiegenden Bleiche sogar um 4,3 Prozent. Dabei stellten die Forscher jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen den durchschnittlichen Meerestemperaturen und Korallenbleichen fest. Vielmehr ereignen sich die Bleichen während Perioden großer Hitze. Die globale Erwärmung lässt Hitzewellen jedoch wahrscheinlicher werden.

Als Direktor des ARC Centre of Excellence in Coral Reef Studies sorgt sich Hughes insbesondere um die australischen Korallenriffe. Dass es beim Great Barrier Reef erstmals in zwei Jahren nacheinander, 2016 und 2017, zu großflächigen Bleichen gekommen ist, habe beispiellose Schäden verursacht. "Wir hoffen, dass unsere deutlichen Ergebnisse dazu beitragen werden, verstärkte Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase in Australien, den USA und anderswo voranzutreiben", sagt Hughes.

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