Süddeutsche Zeitung

Klimawandel:Kein Eis, kein Bär

Eisalarm für Eisbären: Wegen der globalen Erwärmung schmilzt ihr Lebensraum. Die US-Regierung ist besorgt.

Die US-Regierung will Eisbären wegen des Klimawandels und abschmelzender Polkappen als bedrohte Tierart in das nationale Artenschutzprogramm aufnehmen. Es bestehe die Sorge, dass den Eisbären der Lebensraum regelrecht unter den Tatzen wegschmelzen könnte, sagte Innenminister Dirk Kempthorne.

Die Entscheidung, ob die Raubtierart wirklich mehr geschützt wird, soll aber erst nach neuen Studien über die Polkappen und andere Gründe für den Rückgang der Population in einem Jahr fallen. Die Gründe für die globale Erwärmung würden in anderen Regierungsstudien untersucht, sagte Kempthorne.

Nach Angaben des Innenministeriums sind die Polareiskappen in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 20 Prozent abgeschmolzen. Damit werde es für die in der Nordpolarregion lebenden Eisbären beispielsweise immer schwieriger, auf Eisschollen im Wasser zu treiben, zu jagen und Jungtiere aufzuziehen.

In der Hudson Bay in Kanada sei die Population bereits um 20 bis 22 Prozent zurückgegangen. Der Eisbär kann nach Schätzungen des Innenministeriums bereits Mitte des Jahrhunderts vom Aussterben bedroht sein. "Eisbären gehören zu den letzten Überlebenden in der Natur, die unter rauesten Umweltbedingungen leben und gedeihen können", sagte Kempthorne. Weltweit lebten rund 20.000 bis 25.000 Eisbären. 4 700 davon in Alaska.

Die internationale Naturschutzunion (IUCN) hatte den Eisbär (Ursus maritimus) in diesem Jahr auf der aktuellen Roten Liste wieder in die Gruppe der bedrohten Tierarten hochgestuft, nachdem er vor zehn Jahren heruntergestuft worden war. Der US-Kongress hat Anfang Dezember einen Vertrag mit Russland verabschiedet, wonach die zwischen beiden Ländern pendelnden Tiere besser geschützt werden sollen.

Aus Sicht der Washington Post hat die Regierung von George W. Bush eingestanden, dass der Klimawandel den Fortbestand einer der bekanntesten Tierarten der Welt gefährde. Der Regierungsvorschlag könne wegen des Zusammenhangs von Klimawandel und möglichen Aussterben der Eisbären erhebliche politische Auswirkungen haben, schreibt die Washington Post weiter. Es stelle sich beispielsweise die Frage, ob die US-Regierung Unternehmen zur Drosselung des Ausstoßes von Treibhausgasen wie Kohlendioxid zwingen könne, um die Eisbären zu schützen.

Die große Mehrheit der Wissenschaftler geht davon aus, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und der globalen Erwärmung gibt. Die US-Regierung hat das Kyoto-Protokoll nicht unterzeichnet und plädiert stattdessen dafür, dass Unternehmen den Ausstoß von Kohlendioxid freiwillig beschränken. Wegen einer Klage von mehreren Bundesstaaten beschäftigt sich jetzt auch der Oberste Gerichtshof in den USA mit dem Thema Klimawandel.

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dpa
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