Klimawandel in den USA:Der wüste Westen

Staubstürme und ausgetrocknete Erde könnten im Südwesten der USA künftig zur Normalität werden. Klimaforscher prophezeien der Region von Texas bis Kalifornien dauerhafte Dürre.

Axel Bojanowski

Es war eine der größten Katastrophen in der Geschichte der USA. In den 1930er Jahren blieben in mehreren amerikanischen Bundesstaaten die Niederschläge aus, der Boden vertrocknete.

Dürre in den USA

Bereits vor zwei Jahren herrschte in Teilen von Texas extreme Trockenheit wie hier in der Gegend des Lavon Sees

(Foto: Foto: AP)

Staubstürme trieben in dichten Wolken übers Land und deckten Dörfer zu; die Ernte verdorrte. Millionen Menschen flohen aus der Region, die sie "Dust Bowl" nannten (Englisch für Staubschüssel).

Das Szenario könnte sich in einigen Jahrzehnten wiederholen. Dann jedoch wird die Trockenheit womöglich länger andauern. Denn im Zuge der Klimaerwärmung werde ausgeprägte Dürre den Südwesten der USA und Nordmexiko heimsuchen, berichten Forscher in der Online-Ausgabe des Fachmagazins Science.

Lufthülle wird sich aufheizen

Die Gruppe um Richard Seager vom Lamont Doherty Earth Observatory an der Columbia University in Palisades in den USA hat die Ergebnisse von 19 Klimaprognosen miteinander verglichen.

Nur eine der Rechnungen ergab, dass das Klima im Südwesten der USA feuchter werden könnte. Die anderen Modelle sagen der Region dauerhaft extreme Trockenheit vorher.

Die Klimarechnungen fußen darauf, dass der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid weiter steigen und sich erst 2050 stabilisieren wird. CO2 hindert Sonnenstrahlung, die in die Atmosphäre eintritt daran, wieder in den Weltraum reflektiert zu werden. Die Lufthülle der Erde wird sich daher weltweit weiter aufheizen, warnt der Klimabeirat der Vereinten Nationen IPCC.

Die Erwärmung führe zu einer Verschiebung der Klimazonen, sagen Seager und seine Kollegen: Am Äquator steigt Luft auf und strömt in großen Höhen polwärts. Dabei kühlt sie ab und sinkt in den Subtropen wieder zu Boden.

Beständiger Hochdruck

Die abwärts drängenden Luftmassen erzeugen ausgedehnte Hochdruckgebiete, welche die Regenwolken auflösen. Die Sahara liegt beispielsweise in dieser Klimazone. Künftig werde auch der Südwesten der USA in den Einfluss des beständigen Hochdrucks gelangen. Eine mögliche Ursache sei, dass sich mit der Erwärmung Temperaturgegensätze in der Höhe verringerten.

Die äquatoriale Höhenluft könne dann weiter polwärts vordringen, die subtropische Wüstenzone verschöbe sich nach Norden. Die Klimamodelle zeigten, dass der Südwesten Amerikas und Nordmexiko bis zur Mitte des Jahrhunderts in dieser staubtrockenen Region liegen werden, schreiben die Forscher in Science-Online.

Die Wissenschaftler räumen allerdings ein, dass sie ihre Erklärung für die prognostizierte Dürre nachgeschoben haben. Die Klimamodelle zeigen zwar zunehmende Trockenheit für die Region, liefern jedoch keine harte meteorologische Begründung. Die Dürre werde dauerhaft sein und extremer ausfallen als jene der dreißiger Jahre, schreibt Seager.

Die schwersten Dürrekatastrophen in Kalifornien erwarten die Experten bei künftigen La-Niña-Ereignissen. Das Wetterphänomen La Niña, (auf Spanisch: "das Mädchen" im Gegensatz zu einem komplementären Wetterphänomen "El Niño"), bringt alle paar Jahre Trockenheit nach Amerika.

Robustes Resultat

Ausgelöst wird diese Phase durch das periodische Aufheizen des Ostpazifiks. Der warme Ozean verändert für einige Monate die Luftströmungen über der Pazifikregion. Künftig werde La Niña deutlich heftiger zuschlagen als bislang, warnt Seager.

Die Forscher betonen gleichwohl, dass ihre Rechnungen keine definitive Vorhersage seien. Klimaszenarien für einzelne Regionen gelten als deutlich ungenauer als Prognosen der globalen Durchschnittstemperatur. Allerdings weise die Übereinstimmung von 18 Modellen und die große Ausdehnung der ermittelten Dürrezone auf ein robustes Resultat hin.

Der Trend zur Dürre sei "bereits im Gange", schreibt Seager. Das bestätigte 2006 eine Studie von Konstantinos Andreadis und Dennis Lettenmaier von der University of Washington, die zeigte, dass höhere Temperaturen im Südwesten der USA Ende des 20. Jahrhunderts bereits vermehrt zu Trockenheit geführt

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