Klimawandel:Forscher warnen vor Hungersnöten

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Steigende Temperaturen werden zu drastischen Ernteausfällen führen - wenn nichts geschieht. Bis 2100 droht der Hälfte der Weltbevölkerung dann eine mangelhafte Versorgung mit Nahrung.

Angesichts der weltweiten Finanzkrise ist die Diskussion um den Klimawandel in den Hintergrund getreten. Nun warnen Wissenschaftler, dass steigende Temperaturen zu einem drastischen Nahrungsmittelmangel führen könnten.

Was im vergangenen Jahrhundert als extremer Sommer galt, würde in Zukunft normal sein. (Foto: Foto: AFP)

Entsprechende Warnungen sind nicht neu. Doch was die Forscher der University of Washington in Seattle und der Stanford University im Fachmagazin Science schreiben, geht über bisherige Szenarien hinaus: Bis 2100 wird die Hälfte der Weltbevölkerung nicht mehr über ausreichend Lebensmittel verfügen, wenn keine weitreichenden Maßnahmen ergriffen werden, berichten die Forscher.

Mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit würden die niedrigsten Temperaturen in den tropischen und subtropischen Regionen bis 2100 über den derzeit dort gemessenen Höchsttemperaturen liegen, schreiben die Wissenschaftler.

Was im vergangenen Jahrhundert als extremer Sommer galt, würde in Zukunft normal sein.

Allein schon die steigenden Temperaturen hätten große Auswirkungen auf den Getreideanbau, sagte Klimaforscher David Battisti. Der daraus resultierende Wassermangel sei dabei noch gar nicht eingerechnet.

Allein in den Tropen wird die Mais- und Reisernte nach Angaben der Wissenschaftler durch die höheren Temperaturen um 20 bis 40 Prozent zurückgehen. Der zunehmend trockener werdende Boden werde den Ertrag weiter schmälern. In Zukunft würden Hunderte Millionen Menschen dort keine Nahrung mehr finden, wo es derzeit noch welche gibt, warnte Battisti.

Und auch die gemäßigten Breiten sind betroffen, schreiben die Forscher. So werde in Europa ein Sommer wie der im Jahre 2003 keine Ausnahme mehr sein - mit negativen Folgen für die Landwirtschaft.

Wie Battistis Kollegin Rosamond Naylor dem britischen Sender BBC erklärte, seien die Ergebnisse ein überzeugender Grund, in Anpassungen zu investieren. Es werde Jahrzehnte dauern, neue Getreidearten zu entwickeln, die in dem wärmeren Klima überleben könnten.

Die Prognosen der Forscher basieren auf eigenen Beobachtungen sowie auf 23 Computersimulationen für den Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zur Entwicklung des Weltklimas.

Rund drei Milliarden Menschen - die Hälfte der Weltbevölkerung - leben derzeit in den tropischen und subtropischen Regionen. Betroffen sind demnach gerade die ärmsten Länder der Welt, wo außerdem die Bevölkerung am schnellsten wächst.

Die Forscher raten, möglichst bald Pflanzen zu entwickeln, die resistent gegen Hitze und Trockenheit sind. Das wird Gentech-Unternehmen freuen, die derzeit an der Entwicklung solcher Organismen arbeiten. Skeptiker und Kritiker der Gentechnik dürften allerdings anderer Meinung sein.

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