Klimawandel:Energiekonsum steigt um 50 Prozent

Während der Weltklimarat in Bangkok diskutiert, wie sich die Erderwärmung bremsen lässt, hat eine andere UN-Organisation schlechte Nachrichten: In den kommenden 25 Jahren wird der Energieverbrauch weltweit noch einmal um die Hälfte ansteigen.

Der weltweite Energieverbrauch wird nach Kalkulationen der Vereinten Nationen in den kommenden 25 Jahren noch einmal um 50 Prozent ansteigen.

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An vielen Orten der Welt wird noch Feuerholz verwendet.

(Foto: Foto: AP)

Etwa zwei Drittel davon dürften auf Entwicklungsländer entfallen, in denen 2,4 Milliarden Menschen bis heute auf Feuerholz und Dung für ihre Energieversorgung angewiesen sind.

Derzeit sei noch jeder vierte Erdbewohner ohne Elektrizität, teilten die UN vor Beginn der Jahrestagung der Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD) in New York mit.

Zentrale Frage der diesjährigen Konferenz sei deshalb, wie die für die Wirtschaft und soziale Entwicklung in aller Welt benötigte Energie ohne weitere Umwelt- und Klimabelastung erzeugt werden kann.

"So lange Frauen und Kinder noch nach Feuerholz suchen müssen, Schüler und Studenten nach Sonnenuntergang nicht mehr lesen können, und neuen Industrien die nötige Energie zum Produzieren fehlt, ist das Ziel einer wirtschaftlich, sozial und umweltmäßig gerechten Entwicklung ausgeschlossen", sagte Katars Energieminister Abdullah Hamad al-Attiyah.

Katar hat den Vorsitz der diesjährigen CSD-Konferenz, zu der in der kommenden Woche Minister aus knapp 80 Ländern erwartet werden. Dort wird sich die frühere Ministerpräsidentin von Norwegen, Gro Harlem Brundtland, an die Tagungsteilnehmer wenden.

Der Bericht "Unsere gemeinsame Zukunft" der nach ihr benannten Brundtland-Kommission vor genau 20 Jahren gilt als grundlegendes Dokument zum Thema Nachhaltige Entwicklung.

IPCC-Tagung in Bangkok

Unterdessen diskutieren in Bangkok die Experten des Weltklimarats IPCC über eine Gegenstrategie zur drohenden Erderwärmung.

Ziel sei es, am Ende der Woche sagen zu können, dass "wir Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sind", erklärte IPCC-Kopräsident Ogunlade Davidson zu Eröffnung der internationalen Konferenz.

"Der Klimawandel ist ein heißes Thema geworden und verlangt, dass wir alle an einem Strang ziehen", sagte Chartree Chueytrasit, Thailands stellvertretender Umweltminister, bei der Eröffnung der Sitzung. Und "der Zeitpunkt ist jetzt".

Im dritten und letzten Teil ihres Weltklimaberichts, der am Freitag vorgelegt werden soll, will das IPCC Wege aufzeigen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch zu verhindern. Nach Einschätzung des Klimarates ist das nur noch mit einer schnellen und weltweiten Reduzierung des Treibhausgasausstoßes möglich.

Aus den Entwürfen ihres Arbeitsberichts geht hervor, dass Politikern nur noch wenige Jahre bleiben, um die richtigen Weichen zu stellen.

An vorderster Stelle der dringenden Schritte stehen demnach das Energiesparen und eine Abkehr von kohlendioxidlastigen Methoden der Energiegewinnung. Neben einer Umstellung von Kohle auf Gas, Atomkraft und erneuerbare Energien kommt den Experten zufolge der Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden eine tragende Rolle zu.

Als weniger folgenreiche, aber ebenso wichtige Maßnahmen werden eine größere Energieeffizienz von Fahrzeugen, die Verringerung der Abholzung sowie Aufforstung genannt. Auch Schritte wie das Auffangen des Treibhausgases Methan, das Rinder beim Verdauungsprozess ausscheiden, werden als hilfreiche Beiträge aufgeführt.

Was die richtigen Weichen sind, ist allerdings noch umstritten. So verstehen etwa die USA und China eine Festlegung auf Obergrenzen für den Treibhausgasausstoß als Wachstumsbremse. Auch über den Einsatz der Atomkraft herrscht keine Einigkeit, da diese zwar kein Treibhausgas produziert, aber andere Probleme aufwirft, etwa die Abfalllagerung und Sicherheitsfragen.

Der Vorsitzende des Klimarates, Rajendra Pachauri, sagte der BBC, dass die Welt sich selbst bei sofortigem Handeln auf umfassende Folgen der bereits verursachten Umweltverschmutzung einstellen müsse. "Die Trägheit des Systems bedingt, dass der Klimawandel noch Jahrzehnte voranschreitet, etwa der Anstieg der Meeresspiegel", sagte er.

Im besten Falle könnten die klimaschädlichen Gase in der Atmosphäre bis 2030 stabilisiert werden, heißt es in einem Entwurf für den dritten Teil des Berichts.

Es gebe "eine Menge zwingender Gründe zum Handeln", erklärte Pachauri. "Aber welches Handeln und wann, darüber werden die Regierungen entscheiden müssen." An der endgültigen Formulierung des neuen IPCC-Berichts sind auch Dutzende Diplomaten beteiligt.

Zwei Teile bereits vorgestellt

Der im Februar in Paris vorgestellte erste Teil des Weltklimaberichts stellte die Verantwortung des Menschen für die Erderwärmung so deutlich heraus wie keine Studie zuvor.

In ihrem Anfang April in Brüssel vorgelegten zweiten Bericht warnten die IPCC-Experten dann vor den dramatischen Folgen des zu erwartenden Klimawandels.

Demnach droht Milliarden Menschen vor allem in den ärmsten Ländern in den kommenden Jahrzehnten ein Mangel an Trinkwasser: Bis 2080 hätten 3,2 Milliarden Menschen rund um den Globus mit gefährlicher Trinkwasserknappheit zu kämpfen.

Neben der Gefahr von Trinkwassermangel werde durch den Klimawandel auch die Gefahr der Hungersnöte wachsen, hieß es in dem 1400 Seiten starken Bericht.

Auch das Ausmaß von Überschwemmungen wird laut IPCC wachsen. Den Prognosen zufolge würden jährlich zwei bis sieben Millionen Menschen mehr davon betroffen sein, insbesondere an den dicht besiedelten Küsten und Flussmündungen in Westafrika, in Asien und am Mississippi in den USA.

Der Bericht warnt auch vor einem dramatischen Artensterben: Bis zu 30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht, wenn die Temperaturen um 1,5 bis 2,5 Grad stiegen. Der Klimawandel wird laut IPCC weltweit vor allem arme Menschen treffen.

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