Einfache Kinderfragen sind ja manchmal die interessantesten - und gar nicht so leicht zu beantworten, wie sie auf den ersten Moment klingen. Bei uns am Küchentisch stellte sie diese Woche das älteste Kind, fast 15 Jahre alt: Mama, wo geht eigentlich das Wasser hin, wenn es mit all den Dürren immer trockener auf der Erde wird?
Ich faselte irgendwas Schwammiges von Kreisläufen, vom Himmel und vom Meer - und googelte am Abend im Internet die Claudius-Clapeyron-Gleichung nach. Sie besagt, dass die Fähigkeit der Atmosphäre, Wasserdampf aufzunehmen, exponentiell mit steigenden Temperaturen wächst (genauer: um sieben Prozent pro Grad Erderwärmung). Auch der "Dampfhunger" der Atmosphäre nimmt zu, also die Menge an Dampf, die die Luft bei einer global gesehen relativ konstanten Luftfeuchtigkeit noch aufnehmen kann. Einfacher ausgedrückt: Ein wärmerer Planet kann mehr Wasser in der Luft halten - bevor es als Niederschlag wieder runterkommt. Zudem verdampft über den wärmeren Ozeanen mehr Wasser, die Verdunstungsrate nimmt dort um rund drei Prozent pro Grad Erderwärmung zu.
Da Wasserdampf meist nicht am Ort der Verdunstung als Niederschlag wieder runterkommt, kommt es in Kombination mit sich durch die Erderwärmung ebenfalls verändernden Höhenströmungen auch zu einer immer ungleicheren Verteilung der Niederschlagsmengen. Trockene Gebiete werden tendenziell noch trockener, feuchte Gebiete noch feuchter. Tage mit Starkregen nehmen insgesamt zu, Tage mit geringem Niederschlag tendenziell ab, Perioden ohne Niederschlag werden länger.
Die sehr stark vereinfachte Antwort auf die Kinderfrage, wo das Wasser denn nun hin verschwindet, ist also gar nicht so weit entfernt von der ersten Intuition: in den Himmel. Und von dem aus fällt es dann besonders krachend wieder auf die Erde hinab. Der Wasserkreislauf wird durch die Erderwärmung schlichtweg intensiver.
Falls Sie nach dieser kleinen Runde Basiswissen zum Klimawandel Lust bekommen haben, noch mehr zu verstehen, kann ich Ihnen unser interaktives Tool "Wie war der Juni bei Ihnen?" empfehlen, mit dem Sie ablesen können, wie sich der Klimawandel im vergangenen Monat vor Ihrer Haustür bemerkbar gemacht hat.
Der Teenie jedenfalls war von meinen Erklärungsversuchen am Frühstückstisch dann auch schnell leicht genervt. "Hab schon verstanden, Mama", rief er noch - und verschwand, um die Badehose in den Schulranzen einzupacken. Nachmittags kühlt er sich gerade immer in der Isar ab. Das Wasser scheint noch tief genug zu sein.
(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)