Klimawandel:So wichtig sind die USA für den Klimavertrag

Wo steht die Welt beim Klimaschutz? Kann Trump den Siegeszug erneuerbarer Energien noch aufhalten? Antworten in neun Grafiken.

Von Christoph Behrens, Christian Endt, Marie Kilg und Benedict Witzenberger

"Ziemlich kalt draußen", twitterte Donald Trump im Oktober 2015. "Mann, jetzt könnten wir eine große Dosis Erderwärmung gebrauchen." An anderer Stelle nannte er den Klimawandel einen Hoax oder eine Erfindung der Chinesen. Fünf Monate nach seiner Amtseinführung als US-Präsident streitet Trump den Klimawandel als Tatsache zwar nicht mehr ab. Aber verkündet trotzdem den Ausstieg Amerikas aus dem Pariser Abkommen. Aus jenem Vertrag, auf den sich die Welt 2015 nach jahrzehntelangen Verhandlungen geeinigt hat, um die schlimmsten Folgen der Erderwärmung noch abzuwenden.

Der Vertrag sieht vor, dass jedes Land verbindliche Ziele zur Begrenzung der Treibhaus-Emissionen festlegt, die bis 2025 umgesetzt werden müssen. So soll die Erderwärmung halbwegs begrenzt werden. Damit die Temperatur um höchstens zwei Grad steigt, wie es Wissenschaftler für nötig halten, müsste allerdings noch deutlich mehr für den Klimaschutz getan werden.

Bereits jetzt sind die globalen Durchschnittstemperaturen seit Beginn der Industrialisierung um ein Grad gestiegen. Das belegt ein Datensatz der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Donald Trump will übrigens nicht nur den Klimaschutz einstellen, sondern auch die Etats für solche Grundlagenforschung kürzen.

Dabei ist selbst in den USA die öffentliche Meinung zum Pariser Klimaschutzabkommen sehr deutlich. Eine Umfrage unter US-Wählern zeigt: Die Mehrheit ist für einen Verbleib des Landes im Abkommen. Sogar unter Anhängern der Republikaner gibt es eine Zustimmung von 51 Prozent.

Und die Welt könnte den Beitrag der USA auch gut gebrauchen: Das Land ist weiterhin der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen weltweit. Nur China trägt noch mehr zum Klimawandel bei - dort leben allerdings auch vier mal so viele Menschen.

Und China bekennt sich inzwischen klar zum Klimaschutz und investiert sehr viel Geld in erneuerbare Energien. Überhaupt gibt es weltweit nur zwei Staaten, die dem Pariser Abkommen nicht beigetreten sind - und beide tragen kaum zur Erderwärmung bei.

Aus dem Abkommen wieder auszusteigen, ist nicht ohne Weiteres möglich. Nach dem Inkrafttreten im November 2016 müssen erst einmal drei Jahre vergehen, bis der Vertragstext einen Ausstieg überhaupt zulässt. Bis jeder dann wirksam wird, vergeht ein weiteres Jahr. Daher ist ein endgültiges Verlassen der Klimaschutz-Gemeinschaft erst im November 2020 möglich - dann stehen in den USA allerdings schon wieder Wahlen an. Ein neuer Präsident könnte den Ausstieg womöglich wieder zurücknehmen.

Der Wandel hin zu erneuerbaren Energien hat in Amerika ohnehin längst begonnen. Den wird auch Trumps Regierung nicht aufhalten können. Selbst wenn Trump das Pariser Abkommen verlässt und Teile der Klimapolitik von Obama zurücknimmt, gehen Prognosen davon aus, dass die Treibhausgas-Emissionen der USA in den kommenden Jahren weiter abnehmen oder zumindest stagnieren werden.

Jobs, Jobs, Jobs: 8,1 Millionen Menschen arbeiten weltweit im Bereich der erneuerbaren Energie - jeder Zehnte in den Vereinigten Staaten. Der Bedarf an Arbeitskräften wächst stetig, weil auch die Strommenge anwächst, die mit Wasserkraft, Solarenergie, Wind, Biomasse und Geothermie erzeugt wird. Seit 2012 ist der Zuwachs der Strommenge, die aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird, höher als die hinzugefügte Menge aus fossilen Quellen und der Kernkraft.

Noch deckt die Menschheit aber ihren Energieverbrauch zum Großteil aus fossilen Energiequellen. Vor allem beim Heizen und beim Verkehr sind Gas und Öl bislang unangefochten. Für wirksamen Klimaschutz halten Forscher daher neben einer klimafreundlichen Stromerzeugung auch eine Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen und eine umweltfreundliche Mobilität für nötig.

Doch die Erneuerbaren holen auf. In den USA ist es heute bereits günstiger, mithilfe von Erdwärme Elektrizität zu erzeugen als mit den günstigsten fossilen Energieträgern. Auch Windkraft und Photovoltaik sind in den vergangenen Jahren konkurrenzfähig geworden. Die Kosten, um eine Kilowattstunde Solarstrom zu produzieren, liegen weltweit gesehen heute um ein Drittel niedriger als noch vor fünf Jahren. Technischer Fortschritt und günstigere Herstellungskosten ermöglichen den Siegeszug der Erneuerbaren - an diesen Faktoren kann auch Donald Trump kaum etwas ändern.

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