Klimawandel:Antarktis-Schelf in Gefahr

Die Eismassen des Filchner-Ronne-Schelfs in der Antarktis galten bisher als gut geschützt vor Veränderungen, die der Klimawandel auslöst. Jetzt warnen deutsche Forscher, dass auch die Stabilität dieser Südpol-Region in Gefahr ist.

Christopher Schrader

In der Antarktis ist die Stabilität einer weiteren großen Region in Gefahr. Das Filchner-Ronne-Schelf in der Weddellsee galt bisher als gut geschützt vor Veränderungen im Klimawandel.

Antarktis

Forscher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) warnen, gegen Ende dieses Jahrhunderts könnte in der Antarktis ein großes Schelf zerbrechen - mit gravierenden Folgen.

(Foto: SZ-Karte: Mainka)

Forscher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) wagen nun die Prognose, dass es gegen Ende dieses Jahrhunderts zerbrechen könnte. Damit würden Eisströme auf dem antarktischen Kontinent verstärkt ins Rutschen geraten, die vom Schelf zurzeit noch blockiert werden.

Die Menge an Festlandeis aus der Region, das ins Meer gerät, nähme auf das Zwanzigfache zu: 1600 statt 82 Milliarden Tonnen pro Jahr. Der Meeresspiegel könnte allein deswegen um 44 Millimeter pro Dekade steigen, wenn das Eis immer wieder vom Festland nachrutscht.

Bisher hielten Klimaforscher das Filchner-Ronne-Schelf für gut geschützt. Zum offenen Ozean hin schirmt eine flache Bank das tiefere küstennahe Wasser ab. In diesem Trog zirkuliert sehr salziges und darum sehr kaltes Wasser. Hier stützen sich Gletscher der Westantarktis auf dem Meeresboden auf; ihre Ausläufer schwimmen als dicke Schicht, Schelf genannt, auf dem Wasser.

Doch ab dem Jahr 2070 verändern sich die Verhältnisse, lesen der AWI-Ozeanograf Hartmut Hellmer und seine Kollegen aus Modellrechnungen ab. Warmes Wasser dringt sukzessive in den Trog ein, die Stützpfeiler der Gletscher beginnen zu schmelzen und ziehen sich zurück (Nature, Bd. 485, S. 225, 2012). Weil sie dem warmen Wasser immer mehr Raum öffnen, wäre es ein Prozess, der sich selbst beschleunigt.

In einer begleitenden Studie in Nature Geoscience (online) zeigen britische Wissenschaftler, das auch die Felsen unter den Gletschern und Eisströmen dem Rückzug und Abgleiten des Eises kaum Widerstand entgegensetzen dürften.

Neil Ross von der University of Edinburgh und seine Kollegen waren mit einem zweimotorigen Flugzeug mit Skiern statt Rädern kreuz und quer über die Gegend geflogen und hatten Radarbilder des Untergrunds gemacht. Bodenwellen und Rauheiten, die dem Eis als Anker dienen könnten, gibt es demnach nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: