SZ-Klimakolumne:Wer zahlt für die Klimaschäden?

SZ-Klimakolumne: Bislang treffen die Folgen des Klimawandels insbesondere den globalen Süden - wie die verstärkten Monsunregenfälle in Pakistan diesen Sommer gezeigt haben.

Bislang treffen die Folgen des Klimawandels insbesondere den globalen Süden - wie die verstärkten Monsunregenfälle in Pakistan diesen Sommer gezeigt haben.

(Foto: Zahid Hussain/dpa)

Die Klimakonferenz in Ägypten dürfte kontrovers werden: Ärmere Staaten wollen erreichen, dass die Verursacher der Erderwärmung für deren Schäden aufkommen.

Von Nadja Schlüter

Mehr als 30 000 Gäste aus rund 200 Ländern werden ab Sonntag in Scharm el-Scheich erwartet. Denn dann startet in dem ägyptischen Badeort die 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, kurz "Cop27". Eine wird allerdings nicht unter den 30 000 sein: "Fridays for Future"-Gründerin Greta Thunberg. In den vergangenen Jahren ist sie immer zur Cop gereist, egal, wie beschwerlich das für sie war, da sie ja keine Flugreisen unternimmt. Aber bei der Vorstellung ihres neuen Buchs in London hat sie angekündigt, in Ägypten nicht teilzunehmen. Und zwar nicht, weil sie keine Lust hat, schon wieder einen langen Trip auf einem Segelboot zu machen. Sondern, weil die Konferenz ihrer Meinung nach bloß ein "Forum für Greenwashing" sei. Statt um Systemänderungen gehe es immer nur um "allmählichen Fortschritt".

Die Cop sei nur sinnvoll, sagt Thunberg, wenn man sie als "Gelegenheit zur Mobilisierung" nutzen könne. Und das ist in diesem Jahr eher schwierig. Denn im von Präsident Abdel Fattah al-Sisi autoritär regierten Ägypten ist wenig Platz für eine aktive Zivilgesellschaft. Demonstrationen sind so gut wie verboten und auch während der Cop werden sie nur sehr begrenzt erlaubt sein. Schon im Vorfeld wurden Klimaaktivistinnen und -aktivisten festgenommen.

Allerdings erwartet nicht nur Greta Thunberg keine großen Erfolge von der Cop. Die Stimmung ist insgesamt eher pessimistisch. Denn seit der vergangenen Klimakonferenz, die 2021 in Glasgow stattfand und von Teilnehmenden, aber auch von externen Beobachtenden zumindest teilweise als Erfolg gefeiert wurde, hat sich die Welt verändert. Damals haben sich zum Beispiel 190 Staaten verpflichtet, schrittweise aus der Kohleverbrennung auszusteigen - ohne zu ahnen, dass ein Jahr später eine weltweite Energiekrise viele dazu zwingen würde, doch wieder verstärkt auf fossile Energien zu setzen. "Der Schwung von Glasgow ist verpufft", so hat das Niklas Höhne, Gründer des New Climate Institute, im Gespräch mit meinem Kollegen Thomas Hummel zusammengefasst.

In der Gleichzeitigkeit der Krisen scheint der Welt gerade etwas die Puste ausgegangen zu sein im Kampf gegen die Erderwärmung (wobei sie insgesamt schon immer recht wenig Puste dafür hatte). Laut einem aktuellen Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen befinden wir uns aktuell auf einem Kurs in Richtung 2,4 bis 2,6 Grad Celsius Erwärmung bis zum Jahr 2100 - und selbst das nur, wenn alle internationalen Zusagen zum Klimaschutz eingehalten werden.

Vielleicht haben auch deswegen zwei der größten geplanten Themen der kommenden Konferenz nichts mit Emissionsbegrenzung oder Systemwandel zu tun. Es soll nämlich viel um die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung gehen - und um die Schadensbegrenzung. Oder eher: um Schadensersatz. Die Teilnehmenden werden über "loss and damage", also "Schaden und Verlust", debattieren. Darunter versteht man die Idee von Ausgleichszahlungen großer Industrienationen, die ja hauptsächlich für die Klimakrise verantwortlich sind, an ärmere Staaten des globalen Südens, die am meisten mit deren Folgen zu kämpfen haben. Bisher blockieren die meisten reichen Länder diese Forderungen. Geleitet werden die Verhandlung zu diesem Thema unter anderem von Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik des Auswärtigen Amts. Ein Job, um den ich sie nicht beneide.

Vielleicht wird am Ende ja Geld fließen. Aber sicher auch weiterhin erstmal Gas, Öl und Strom, der aus Kohle erzeugt wurde. Nur ein kleiner Hoffnungsschimmer für das Klima bleibt in dieser Energiekrise, und vielleicht wird er auch bei der Cop zu sehen sein: Dass viele Länder jetzt erkennen, wie viel verlässlicher und unabhängiger die Erneuerbaren im Vergleich zu den fossilen Energien sind.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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