Klimawandel:252 Milliarden Tonnen

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Im aktuellen Jahrzehnt verliert die Antarktis 252 Miiliarden Tonnen Eis pro Jahr. In den 1980er-Jahren waren es 40 Milliarden Tonnen jährlich. (Foto: Chris Larsen/AFP)

Der Eisverlust in der Antarktis vervielfacht sich. Jährlich schmelzen dort zig Milliarden Tonnen Eis und tragen zum Anstieg des Meeresspiegels bei.

Von Patrick Illinger

Der Eispanzer der Antarktis schmilzt mit zunehmendem Tempo ab. Während der Kontinent in den 1980er-Jahren noch 40 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verlor, ist der Verlust in diesem Jahrzehnt auf 252 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr gestiegen. Der daraus resultierende Anstieg des Meeresspiegels beläuft sich auf 3,6 Millimeter pro Jahrzehnt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschergruppe um Eric Rignot von der University of California im Fachjournal PNAS. Für ihre Studie haben die Klimatologen die Entwicklung in 18 Regionen der Antarktis untersucht. Sie stützen sich dabei auf zahlreiche Satellitenmessungen, welche den Südkontinent aus dem Weltall abtasten. Am stärksten ist die Westantarktis in Mitleidenschaft gezogen, aber auch in der Ostantarktis zeigen sich erhebliche Effekte - was zum ersten Mal in dieser Klarheit gezeigt werden konnte.

Alle nunmehr stark betroffenen Gebiete befinden sich in der Nähe von warmen, zirkumpolaren Tiefenströmungen des umgebenden Meeres. Auf sie führen die Autoren den Rückgang vor allem zurück. Der Eisverlust ist nach Aussage des Fernerkundungs-Experten Matthias Braun von der Uni Erlangen-Nürnberg mit dem Rückgang auf Grönland vergleichbar. Die Studie zeige demnach, dass die Westantarktis derzeit den Hauptbeitrag im Massenverlust der Antarktis beisteuert. "Interessant ist jedoch auch, dass mehrere Gebiete in der Ostantarktis Masse verloren zu haben scheinen, was so bisher nicht bekannt war", sagt Braun.

Von "beeindruckenden Ergebnissen" spricht der Tübinger Geologe Reinhard Drews. Es werde jetzt deutlich, dass die Beschleunigung der Auslassgletscher in der Antarktis zum Eisverlust führe. Dieser werde nicht von mehr Schneefall kompensiert. Einig sind sich die meisten Wissenschaftler indes, dass das Abbrechen größerer Eisberge von Schelfkanten wie "Larsen C" im Jahr 2017 kein direkter Beweis für das zunehmende Abtauen ist. Ein solches Kalben von Gletschern sei generell ein normaler Vorgang, heißt es.

Global betrachtet, ist das Abschmelzen der Antarktis nur einer unter mehreren Treibern des Meeresspiegelanstiegs. Aufgrund weiterer Klimafaktoren steigt der globale Meeresspiegel aktuell um 3,1 Millimeter pro Jahr. Wichtigster Beitrag ist derzeit noch das Anschwellen der Ozeane, weil wärmer werdendes Wasser gemäß der Gesetze der Physik seine Dichte verringert und mehr Volumen einnimmt.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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