Klimakonferenz:2017 zählt zu den heißesten Jahren der Geschichte

Vor dem Auftakt der Weltklimakonferenz in Bonn

Hitzerekorde im Jahr 2017: Eine Frau in Somalia sitzt an einem verdorrten Baum.

(Foto: dpa)
  • Die globale Durchschnitts-Temperatur in diesem Jahr lag um 1,1 Grad Celsius über den Temperaturen vor Beginn der Industrialisierung.
  • Mit Zahlen wie dieser will die UN-Meteorologie-Behörde die Vehandler beim Klimagipfel in Bonn motivieren, "mehr zu tun".

Von Michael Bauchmüller, Bonn

Das Jahr 2017 wird aller Voraussicht nach abermals eines der heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das geht aus vorläufigen Zahlen der UN-Meteorologie-Behörde WMO hervor, die am Montag in Bonn vorgestellt wurden. Danach lag die globale Durchschnitts-Temperatur im bisherigen Jahresverlauf um 1,1 Grad Celsius über den Temperaturen vor Beginn der Industrialisierung. Das Jahr 2016 bleibe bisher das wärmste Jahr, auch dank des Klimaphänomens El Nino. Unklar sei nur, ob den zweiten Platz das Jahr 2015 oder aber 2017 belegt.

Sicher sei aber jetzt schon, dass die fünf Jahre zwischen 2013 und 2017 die wärmste Fünfjahres-Periode aller Zeiten werde, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas in Bonn - ein neuer Rekord. "Die Erderwärmung setzt sich fort, und die Ursache sind Treibhausgase, vor allem Kohlendioxid", sagte der Finne. Belegen lasse sich das auch durch steigende Meeresspiegel, eine höhere Konzentrationen von Treibhausgasen und die Zunahme von extremen Stürmen oder Hitzewellen. Eine solche Bestandsaufnahme sei schon deshalb wichtig, "um die Verhandler zu motivieren, mehr zu tun", sagte Taalas - nämlich die in Bonn.

"Wir dürfen hier nicht versagen"

Zuvor war dort der Klimagipfel der Vereinten Nationen mit einer fidschianischen Zeremonie eröffnet worden. Die Fidschi-Inseln sind offiziell Gastgeber der Konferenz, die aus Platzgründen aber in Bonn stattfindet. "Mit allen Mitteln" müssten die Staaten den Klimawandel bekämpfen, verlangte der Ministerpräsident von Fidschi, Frank Bainimarama. "Wir dürfen hier nicht versagen." Bainimarama leitet die Verhandlungen, die zwei Wochen dauern. Die Konferenz soll vor allem Regeln erarbeiten, nach denen das Klimaabkommen von Paris umgesetzt werden soll. Von 2020 an verpflichtet das Abkommen die Staaten, mit Fünfjahres-Plänen die Emissionen immer weiter abzusenken.

Zugleich soll der Gipfel auch Beispiele gelungenen Klimaschutzes zeigen - in den Rheinauen ist dafür eine eigene Zeltstadt entstanden, eine Art Klimaschutz-Messe. Stärker denn je sollen neben die Verhandlungen diesmal auch konkrete Ideen treten, sei es von Unternehmen, von Städten oder ganzen Regionen. Nötig sei eine "grand coalition" für den Klimaschutz, forderte Bainimarama. An der müssten sich außer den Staaten auch alle möglichen gesellschaftliche Gruppen beteiligen.

Deutschland selbst, das für die Konferenz 117 Millionen Euro ausgegeben hat, beteiligte sich am Montag mit weiteren 50 Millionen Euro am sogenannten Anpassungsfonds. Er soll Entwicklungsländer dabei unterstützen, mit den Folgen des Klimawandels zurechtzukommen, sei es durch anderes Saatgut, höhere Deiche oder schützende Gebäude. Der Fonds gilt als besonders ausgereift, mit nunmehr 240 Millionen Euro ist Deutschland größter bilateraler Geber.

Dennoch ist seine Zukunft ungewiss: Der Anpassungsfonds ist noch Teil der alten Klimaarchitektur, vor dem Paris-Abkommen. "Unser Ziel ist es, den Fonds zu einem festen Bestandteil der Pariser Architektur zu machen", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Das Geld soll einstweilen sein Überleben sichern. Weitere 50 Millionen Euro stellt der Bund für einen Fonds zur Verfügung, der die ärmsten Staaten im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt.

Nach der Eröffnung verschwanden die Verhandler am Montag in kleinere Runden, die sich jeweils Detailfragen widmen. Konkrete Ergebnisse werden erst kommende Woche erwartet: Dann eröffnen Staatsleute und Minister den hochrangigen Teil des Gipfels.

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