Klimawandel:"Die von Menschen verursachte globale Erwärmung ist beispiellos"

Klimaschwankungen gab es auch schon früher

Rollt die nächste Hitzewelle an?

(Foto: dpa)
  • Kalt- und Warmzeiten in den zurückliegenden Jahrtausenden haben sich nur regional auf dem Planeten ausgewirkt.
  • Der menschengemachte Klimawandel erfasst hingegen gleichmäßig die gesamte Welt.
  • Eine neue Auswertung widerlegt ein von Klimawandelleugnern oft wiederholtes Argument.

Von Hanno Charisius

Noch immer gibt es Menschen, die die Erhitzung des Planeten als vollkommen natürliches Phänomen abtun, das mit ihrem Handeln nichts zu tun hat. Für sie gibt es schlechte Nachrichten: Ein Team um den Umweltforscher Raphael Neukom von der Universität Bern legt in der aktuellen Ausgabe des Journals Nature dar, was den derzeitigen Klimawandel einzigartig macht. Der jüngste Temperaturanstieg in der Geschichte des Planeten, der so rasant abläuft, dass Tiere und Pflanzen in vielen Region sich nicht mehr anpassen können, habe den gesamten Globus erfasst, argumentieren Neukom und Kollegen. Kalt- und Warmzeiten in den zurückliegenden Jahrtausenden hätten sich hingegen nur regional ausgewirkt.

Zweifler und Leugner der menschengemachten Klimakatastrophe führen immer wieder das Argument an, dass es auch in der Vergangenheit regelmäßig Klimaschwankungen gegeben habe, die Kleine Eiszeit etwa oder die Mittelalterliche Warmzeit zählen zu den bekanntesten Beispielen, die hervorgekramt werden. Diese sollen belegen, dass auch die jüngste Klimaerwärmung eine natürliche Turbulenz im Lauf der Dinge ist und nichts, auf das der Mensch Einfluss genommen habe. Dieses Argument entkräftet die neue Studie nachhaltig.

Die Forschergruppe verwendete die Datensammlung des sogenannten Pages-2k-Netzwerks, die einen zwei Jahrtausende weit reichenden Blick in die Vergangenheit des Weltklimas gestattet. In die Datenbank fließen zum Beispiel Jahresringmessungen von Bäumen ein. Die Dicke der Ringe und die Holzdichte verändern sich von Jahr zu Jahr auch in Abhängigkeit von der Temperatur. Aus langsam wachsenden Korallen lassen sich ebenfalls Veränderungen der Wassertemperatur herauslesen. Ebenso aus Sedimenten in Meeren und Seen. Aber auch archäologische Funde fließen in die Datensammlung ein, deren Ziel es ist, die Klimaveränderungen der vergangenen 2000 Jahre mit bisher nicht gekannter Genauigkeit nachzuzeichnen.

Die Datensammlung erlaubt, 2000 Jahre in die Vergangenheit des Weltklimas zu blicken

In dieser Zahlensammlung haben Neukom und seine Kollegen für die zurückliegenden Jahrhunderte keinen Hinweis auf eine kalte oder warme Phase gefunden, von der die gesamte Erdkugel betroffen war - außer der jüngsten Erwärmung des Klimas, die seit Beginn der industriellen Revolution vor etwa 250 Jahren immer rasanter wird. Die Kleine Eiszeit vom 15. bis 19. Jahrhundert kühlte nacheinander verschiedenen Erdregionen unterschiedlich stark ab. "Im Gegensatz dazu sehen wir, dass die wärmste Periode der vergangenen zwei Jahrtausende im 20. Jahrhundert auf 98 Prozent der Erde stattfand", schreiben die Wissenschaftler in der Einleitung ihres Aufsatzes. Dies sein ein starker Hinweis darauf, "dass die von Menschen verursachte globale Erwärmung beispiellos ist". Das beziehen die Forscher nicht nur auf die absoluten Temperaturen, die weltweit steigen und immer häufiger auch in Europa für Hitzerekorde sorgen, sondern auch auf das globale Ausmaß der Erwärmung.

Dass sogenannte Proxy-Daten, wie die Dicke von Baumringen oder die Zusammensetzung von Sedimenten keine akkuraten Temperaturmessung ersetzen, ist auch Neukom und seinem Team bewusst. Jahresringe von Bäumen könnten zum Beispiel sehr langsame Temperaturveränderungen nicht gut darstellen, schreibt der Geowissenschaftler Scott George von der University of Minnesota in einem Begleitkommentar zu Neukoms Studie. Dennoch habe es in den vergangenen 2000 Jahren mit Sicherheit kein Ereignis gegeben, "das in Grad oder Ausmaß der Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte auch nur annähernd entspricht".

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