Klimafoschung:Gegen den Trend

REUTERS NEWS PICTURES - IMAGES OF THE YEAR 2012

2013 und 2014 schwamm wieder deutlich mehr Eis auf der See rund um den Nordpol.

(Foto: NASA/Reuters)

Seit Jahrzehnten schrumpft das Packeis am Nordpol. Messungen zeigen aber einen Sprung von 2012 auf 2013.

Von Christopher Schrader

Der kühle Sommer des Jahres 2013 hat dem Meereis der Arktis sozusagen eine Verschnaufpause gewährt. Die Menge des Packeises am Ende des Sommers sinkt zwar seit Jahrzehnten. 2012 hatte es einen Negativrekord gegeben, aber 2013 und 2014 schwamm wieder deutlich mehr Eis auf der See rund um den Nordpol. Bislang existierten nur Flächenmessungen, demnach lag der Zuwachs von 2012 auf 2013, gemittelt über die beiden Monate Oktober und November, bei etwa 20 Prozent. Erste Auswertungen des Eisvolumens der Polarregion liefern nun einen höheren Wert. Demnach ging die Menge des Packeises zwischen Herbst 2012 und Herbst 2013 um 41 Prozent nach oben: Sie stieg von 7750 auf 10 940 Kubikkilometer.

Diese Zahlen beruhen auf Daten des Satelliten Cryosat-2, der fast die ganze Arktis mit Radarstrahlen abtastet. Aus den Echos lässt sich die Höhe der Eisschicht über dem Meeresspiegel ablesen; die Dicke und damit das Volumen des Eises ergeben sich dann aus Gleichungen zum hydrostatischen Auftrieb. Cryosat-2 liefert aber erst seit 2010 Daten. Die Messreihe sei daher "zu kurz, um Trendaussagen über das Volumen des Meereises zu machen", schreibt das Team um den leitenden Forscher der Satellitenmission, Duncan Wingham vom University College London (Nature Geoscience, online). In den seit 1979 verfügbaren Flächenmessungen per Satellit zeigt sich ein deutlicher, allerdings von jährlichen Schwankungen überlagerter Trend, dass die Arktis immer mehr Eis verliert. Die Wissenschaftler um Wingham machen vor allem die relative Kälte des Jahres 2013 für die beobachteten Unterschiede verantwortlich: In jenem Jahr war die Schmelzsaison neun Tage kürzer als 2012. Aufgrund der begrenzten Zeitreihe solle man aus den CryoSat-2-Daten nicht auf eine "Erholung" des arktischen Meereises schließen, gibt Robert Ricker vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven zu bedenken, der auch mit ihnen arbeitet. Die Auswertung sei schwierig, besonders die Dicke der Schneelage auf dem Eis sei nur ungenau zu bestimmen. Weil sie mehrfach in die Berechnung des Eisvolumens eingeht, sind dessen Werte fehlerbehaftet. Die Studie des Wingham-Teams sei aber so sorgfältig wie derzeit möglich.

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