Den Job zu verlieren, ist wohl in den seltensten Fällen eine schöne Erfahrung. Jetzt stelle man sich vor, dass einen die Kündigung ereilt, während man gerade auf Dienstreise ist, und zwar nicht irgendwo mit U-Bahn-Anschluss, sondern 22 000 Kilometer weit weg, mitten im Pazifik. Und dann kommt ganz unpersönlich-elektronisch die Nachricht, dass man nicht mehr gebraucht werde.
Dem Klimaforscher Gianluca Grimalda ist das passiert. Nachdem er ein halbes Jahr auf einer Salomonen-Insel geforscht hatte, sollte er innerhalb weniger Tage zurück am Schreibtisch sein, so verlangte es sein Arbeitgeber, das Kiel Institut für Weltwirtschaft. Grimalda lehnt jedoch Flugreisen ab, weil er keine unnötigen klimaschädlichen Emissionen verursachen will. Schon den Hinweg hatte er größtenteils per Schiff, Bus und Bahn bestritten, abenteuerlich und langwierig, aber eben möglich, wenn man sich die Zeit nimmt. Die wollte ihm sein Arbeitgeber auf der Rückreise nun offenbar nicht mehr einräumen. Was über den Fall bekannt ist und wieso Grimalda nur "slow" reist, habe ich hier zusammengefasst.

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Am 2. August 2024 erscheint dieser Newsletter zum letzten Mal. Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und Ihr Interesse an der Berichterstattung über Klimathemen der Süddeutschen Zeitung.
In meinen Augen zeigt Grimaldas Kündigung vor allem, wie kompliziert und mühsam es ist, Klimaschutz nicht nur theoretisch gut zu finden, sondern auch tatsächlich zu leben, mit allen Konsequenzen.
Der Personenkreis, der so handelt, ist trotz Abertausender Studien zum Ausmaß der Klimakrise wohl noch immer überschaubar. Als weitere Vertreterin dieser Gruppe könnte man Lea Bonasera nennen, Mitgründerin der "Letzten Generation". Sie sei eine nachdenkliche Frau, die in Oxford studiert hat und über zivilen Widerstand promoviert, so beschreibt sie meine Kollegin Marlene Knobloch im Porträt. Mit diesem Hintergrund könnte man sicher auch einen bequemen Job in einem Brüsseler Thinktank ergattern und von Konferenz zu Konferenz jetten. Bonasera ist dagegen kürzlich zu 50 Tagessätzen verurteilt worden und rechnet damit, "dass ich irgendwann im Gefängnis bin".
Dass Engagement für Klima und Umwelt mehr Widerstand erzeugt statt Dank, kann man auch an Jürgen Resch studieren. Der hat sich als Chef der Deutschen Umwelthilfe viele Feinde gemacht, besonders unter Autofahrern und -lobbyisten. Sein neues Buch macht aber auch Mut, dass man mit Beharrlichkeit tatsächlich etwas erreichen kann.
Grimalda, Bonasera, Resch. Drei Personen, eine Gemeinsamkeit: Wer konsequent für Klimaschutz eintritt, hat es oft nicht einfach im Leben. Dabei sollte es doch eigentlich genau umgekehrt sein.
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(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)