Klima:Warum das Packeis im Südpolarmeer wächst

Sommerwolken über dem Staccato Peaks auf Alexander Island, Antarktis.

Die Erderwärmung setzt auch der Antarktis zu - nur mit anderen Folgen als in der Arktis.

(Foto: Hamish Pritchard, British Antarctic Survey)

Während in der Arktis das Eis schmilzt, nimmt es in der Antarktis zu. Eine zweifelsfreie Erklärung fehlt bislang. Sicher aber scheint: Beiden Phänomen liegt die selbe Ursache zugrunde.

Von Christopher Schrader

Kaltes und salzarmes Wasser ist womöglich die Lösung für eines der Rätsel, das die Antarktis noch umgibt. Klimaforscher wundern sich seit langem, warum die Schicht von Meereis, die den Kontinent mit dem Südpol vor allem im Winter umgibt, in den vergangenen Jahrzehnten um zwei Prozent pro Dekade angewachsen ist. Am anderen Pol, in der Arktis, ist die umgekehrte Entwicklung zu beobachten: Die jährliche Ausdehnung des Packeises wird dort immer geringer, im vergangenen September schmolz es auf die kleinste je beobachtete Fläche zusammen. Die Vorgänge am Nordpol passen zur Erwärmung der globalen Ozeane; für den Eiszuwachs rund um die Antarktis fehlte bisher eine einfache Erklärung.

Niederländische Forscher unterfüttern nun eine der gehandelten Theorien mit neuen Daten. Demnach erwärmt sich auch das Südpolarmeer und trägt dazu bei, dass die Eisschelfe - dicke, schwimmende Eisplatten rings um die Antarktis - von unten schmelzen. Das dabei entstehende kalte, relativ salzarme und somit leichte Schmelzwasser legt sich dann wie ein Deckel auf wärmere, salzige und schwere Schichten. An der Oberfläche kann daher - gerade infolge einer generellen Erwärmung - mehr Meereis entstehen.

Die Forscher um Richard Bintanja vom Königlichen Meteorologischen Institut in De Bilt haben die Entwicklung mit zwei Klimamodellen simuliert und das Eiswachstum in der Antarktis zumindest qualitativ nachvollzogen - auch wenn die regionale Verteilung des Meereises in der Realität noch abweicht (Nature Geoscience, online).

Womöglich genügt die These vom Schmelzwasser nicht, um das Anwachsen der Packeiszone zu erklären. Vor kurzem hatten andere Forscher veränderte Windmuster dafür verantwortlich gemacht, die Meereis verschieben und an anderen Stellen neues entstehen lassen. Beide Seiten diskutieren nun, welcher Mechanismus dominiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: