Klima-Rückblick 2014:Naturkatastrophen, Luftverschmutzung, Temperaturrekorde

Dürre in Kalifornien, Überschwemmungen auf dem Balkan: 2014 zeigt eindrucksvoll, was passiert, wenn die Welt nicht endlich gemeinsam gegen den Klimawandel vorgeht.

Von Christopher Schrader

Die Bühne ist bereitet. 2015 soll als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich die Staaten der Welt auf ein großes Abkommen zum Klimaschutz einigen. Und 2014 haben die Mitspieler schon einmal ihre Kostüme ausgepackt. Die Amerikaner planen eine Reduktion um 26 bis 28 Prozent der Emissionen bis zum Jahr 2025; die Chinesen wollen ihre steile Wachstumskurve so hinunterbiegen, dass sie 2030 den Gipfel des Ausstoßes erreichen, und die Europäer planen, im selben Jahr 40 Prozent weniger Kohlendioxid und andere Treibhausgase auszustoßen als 1990.

Klimaforschern zufolge dürfte das nicht reichen. Kaum war der Klimagipfel in Lima beendet, verkündeten sie, dass die Welt ihr Ziel verfehlen dürfte, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Der Weltklimarat IPCC hatte in diesem Jahr vorgerechnet, wie viel CO₂ und andere Treibhausgase noch in die Atmosphäre entlassen werden dürfen: ziemlich genau 1000 Milliarden Tonnen. Doch rechnet man alle Reduktionsangebote zusammen, kommen die Forscher im Fachblatt Nature Climate Change etwa auf das Dreifache.

Das Jahr 2014 aber hat die Notwendigkeit unterstrichen, endlich zu handeln. Zum Beispiel hat der CO₂-Spiegel zum ersten Mal für drei Monate die Marke von 400 ppm (Millionstel Anteile) überschritten. Damit lagen die Werte ungefähr zwei ppm über 2013 und 120 ppm höher als vor Beginn der Industrialisierung. Die Emissionen von Treibhausgasen aus Fabriken dürften 2014 auf 37 Milliarden Tonnen CO₂ angestiegen sein, so die Berechnungen einer Gruppe von Wissenschaftlern - eine Milliarde mehr als 2013.

Südsee-Pegel teilweise um 20 Zentimeter gestiegen

Eine Folge der Treibhausgase ist, dass das Jahr 2014 vermutlich neue Temperaturrekorde aufstellt. Das Jahr ist global betrachtet auf dem Weg, das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden. Nur durch einen kühlen Dezember könnte es einer Auswertung der amerikanischen Wetterbehörde Noaa zufolge noch hinter den bisherigen Spitzenreiter, das Jahr 2010, zurückfallen. Die gleiche Botschaft verbreiten der niederländische Wetterdienst für Europa und der deutsche für Deutschland. Ausschlaggebend war die Meerestemperatur: Die Ozeane waren 2014 so warm wie nie, seitdem regelmäßig Temperaturen gemessen werden.

Das hat dazu geführt, dass auch der Meeresspiegel angestiegen ist. Laut den Messdaten des Jason 2-Satelliten gab es wieder eine Erhöhung von etwa drei Millimetern im globalen Durchschnitt. An vielen Küsten stieg der Pegel aber durch lokale Faktoren schneller. Seit 1993 ist das Wasser im Westen und Norden Australiens, in Teilen der Südsee und vor den Philippinen um 180 bis 200 Millimeter gestiegen - das Vielfache des globalen Mittelwerts.

Auch 2014 sind viele Wetterextreme beobachtet worden: Hitze und Dürre in Kalifornien und Australien, ein überaus nasser Winter in Großbritannien, Überschwemmungen auf dem Balkan, Schnee und Eis in den amerikanischen Südstaaten. Auch wenn in den meisten Fällen nicht eindeutig zu belegen ist, dass ein Ereignis ohne Klimawandel ausgeblieben wäre, trauen sich Meteorologen in vielen Fällen an Wahrscheinlichkeitsaussagen heran. So seien Hitzewellen, die früher alle 50 Jahre auftraten, inzwischen im Fünf-Jahres-Rhythmus zu erwarten, haben britische Forscher errechnet. Die Hitze des Jahrs 2003 werde 2040 normal sein.

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