Klima:Evolution der Blitze

Potz Blitz und Donnerwetter - Das Haus vor Blitzschlag schützen

Wenn häufiger Blitze durch den Himmel zucken, nimmt auch die Gefahr für den Menschen zu.

(Foto: dpa-tmn)

Mit der globalen Erwärmung könnten Unwetter weit intensiver werden als bisher. Die Zahl der Blitze steigt mit jedem Grad Temperaturerhöhung, warnen amerikanische Forscher. Das macht Gewitter für den Menschen gefährlicher.

Von Christopher Schrader

Gewitterwolken, aus denen die Blitze zucken, sind ein faszinierendes Schauspiel - wenn der Beobachter weit genug entfernt ist. Aus der Nähe betrachtet sind sie oft beängstigend und zerstörerisch. Das Drama, wenn sich die aufgestaute elektrische Ladung in den Wolken entlädt, dürfte in Zukunft wohl weit häufiger als heute beobachtet werden. Amerikanische Wissenschaftler haben für die USA gerade berechnet, dass sich die Zahl der Blitze bis zum Ende des Jahrhunderts um 50 Prozent erhöhen könnte. Und sie haben dazu eine verblüffend einfache Formel benutzt.

David Romps und sein Team von der University of California in Berkeley haben sich damit in eine unübersichtliche Debatte eingeschaltet. Die mögliche Steigerungsrate für die Zahl der Blitze ist bisher aus der simplen Erwärmung genauso geschätzt worden wie aus der zunehmenden Höhe der Wolken, aus Energiebilanzen oder komplizierten Beobachtungen, wie sich die Windrichtung mit der Höhe ändert, aus den Daten von Wetterstationen wie aus rein theoretischen Modellen. Die Ergebnisse lagen zwischen einer fünf- und einer 800-prozentigen Zunahme pro Grad Celsius Erwärmung.

Die Wetterforscher aus Berkeley haben nun einfach zwei der häufig diskutierten Faktoren kombiniert: die Menge des Niederschlags sowie der Energie, die im Aufsteigen von Wasserdampf in Gewitterwolken steckt. Mit dem simplen Produkt der beiden konnte das Team das zeitliche Muster der Blitze in den USA im Jahr 2011 gut nachvollziehen - technisch gesprochen: sie haben die Variation zu 77 Prozent erklärt, besser als andere Verfahren.

Intensivere Gewitter

Mit ihrer einfachen Formel haben die Wissenschaftler dann elf Klimamodelle gefüttert, welche die künftige Entwicklung simulieren. So kamen sie im Mittel auf eine Zunahme der Blitze von 12 Prozent pro Grad Erwärmung. Da die Thermometer in den USA bei einer ungebremsten Erwärmung im Jahr 2100 etwa vier Grad mehr anzeigen werden als zur Jahrtausendwende, kamen die Forscher auf eine Zunahme der Blitzziffer um 50 Prozent.

Welche Bedeutung die Methode der Kalifornier allerdings über ihr eigenes Land hinaus haben, muss sich noch zeigen. Klimaforscher nehmen allgemein an, dass sich die Zahl der leuchtenden Entladungen in den Wolken mit der Erwärmung erhöht; die Deutsche Gesellschaft für Meteorologie hat schon 2007 festgestellt, Blitze dürften "viel häufiger" und Gewitter "intensiver" werden. Aber wann genau es bei den Stürmen kracht, und wo, versuchen noch viele Forscher zu verstehen.

David Romps' Methode erlaubt zudem nur eine nationale Betrachtung; für konkrete Verhersagen in kleineren Regionen reiche die Datenqualität nicht, stellen die Wissenschaftler fest. Immerhin reproduzieren sie das grobe räumliche Muster der amerikanischen Blitze. Diese schlagen gehäuft im Mittleren Westen und Süden ein, am Lauf der Flüsse Ohio und Mississippi sowie am Golf von Mexiko.

Die Gegend gilt auch im weltweiten Vergleich als besonders geeignet für die Entwicklung schwerer Gewitter. Dort gibt es nach Zählung des Nationalen Registers in vielen Landstrichen mindestens sechs Blitze pro Quadratkilometer und Jahr. Solche Werte erreichen in Deutschland nur wenige Landkreise: Im Jahr 2013 war nach Zählung eines Informationsdienstes des Siemens-Konzerns die Stadt Coburg in Oberfranken die deutsche Blitzhauptstadt mit 6,4 Einschlägen pro Quadratkilometer. In manchen Regionen an der US-Golfküste sind es mehr als zehn, in Florida teilweise sogar mehr als 14 Blitze pro Quadratkilometer und Jahr.

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