SZ-Klimakolumne:Dürre folgt auf Dürre folgt auf Dürre

SZ-Klimakolumne: Viele Wasserreservoirs, wie hier nördlich von Barcelona, speichern gerade sehr wenig Wasser.

Viele Wasserreservoirs, wie hier nördlich von Barcelona, speichern gerade sehr wenig Wasser.

(Foto: IMAGO/Jordi Boixareu/IMAGO/ZUMA Wire)

Vielerorts in Europa ist es gerade viel zu trocken. Da ist es umso erschreckender, wie viel Wasser noch immer durch Misswirtschaft verloren geht.

Von Nadja Schlüter

Wenn Sie von einer "Dürre in Europa" hören, welche Bilder tauchen dann in Ihrem Kopf auf? Ich persönlich denke an Sommer und an Hitze. Vor meinem inneren Auge sehe ich sonnenverbrannte Felder, vergilbtes Gras, einen Fluss, der wenig Wasser führt, am Ufer Menschen in T-Shirts und Bäume mit vertrockneten Blättern.

In den vergangenen Wochen musste ich diese Bilder allerdings revidieren. Oder besser gesagt: um weitere Bilder ergänzen. Etwa um das eines Flusses mit vielen freigelegten Sandbänken - und am Ufer Bäume im Winterschlaf, ohne Laub. So sieht es zum Beispiel aktuell an der Loire in Frankreich aus. Denn in Europa herrscht eine Winterdürre.

Heiß ist es während dieser Dürre zwar nicht, aber viel zu warm: In Deutschland haben wir gerade den zwölften zu warmen Winter in Folge erlebt. In Bayern war er außerdem viel zu trocken. Auch in Großbritannien, den Niederlanden und Belgien hat es zu wenig geregnet. Besonders dramatisch ist die Lage allerdings in Südeuropa: In den italienischen Alpen ist in den Wintermonaten 53 Prozent weniger Schnee gefallen als im langjährigen Durchschnitt, im Po-Becken gab es sogar 61 Prozent weniger Niederschlag. In Frankreich hat es den gesamten Februar über weder geregnet noch geschneit. In beiden Ländern wurde deswegen zum Wassersparen aufgerufen.

Im Moment braucht die Vegetation zwar noch nicht so viel Wasser. Aber das Problem ist, dass sich die Grundwasserstände, die im Sommer zurückgegangen sind, nicht erholen können, wenn es im Winter nicht genug regnet. Und wenn es in den Bergen nicht schneit, dann füllen sich auch keine Schneespeicher, die dann später schmelzen und die Flüsse speisen können. Das Wasser, das jetzt nicht vom Himmel kommt, fehlt der Natur und den Menschen also später im Jahr.

Die Winterdürre folgt außerdem auf mehrere zu heiße und zu trockene Sommer in den vergangenen Jahren. Durch die sind die Böden ohnehin schon sehr stark ausgetrocknet, bis in tiefste Schichten hinein. Um das wieder auszugleichen, bräuchte es besonders nasse Winter. Wenn die jetzt auch ausbleiben, starten die Böden mit einem doppelten Defizit in den nächsten Sommer. Dürre folgt auf Dürre folgt auf Dürre.

Ich finde das wahnsinnig deprimierend. Zum Glück verkriechen sich aber nicht alle deprimiert unter der Wolldecke (Stichwort Winter!), sondern manche überlegen sich Lösungen, wie Wasser in Zukunft gespart oder besser mehrfach genutzt werden könnte. In Italien sind zum Beispiel große Wasserauffangbecken und eine effektive Kreislauf-Wasserwirtschaft im Gespräch. Oder auch eine sehr naheliegende Maßnahme: Marode Rohre und Leitungen reparieren, durch die viel Wasser ungenutzt irgendwo versickert. In ganz Europa geht ein Viertel des Trinkwassers durch schlechtes Wassermanagement verloren. Um für die dürre Zukunft gerüstet zu sein, muss da also einiges passieren. Nur: Das mag uns Menschen helfen, der Natur hilft es leider nicht. Für die gibt es nur eine Lösung: effektiven Klimaschutz.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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