Tiere:Katzen kennen die Namen von Artgenossen

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Katzenfreunde sind auch Konkurrenten, etwa ums Futter. Das könnte die Motivation sein, sich die Namen anderer Tiere zu merken. (Foto: Philipp Brandstädter/dpa)

Katzen verstehen offenbar mehr von der menschlichen Kommunikation als bisher angenommen. Manche scheinen sogar die Namen ihrer Besitzer zu kennen.

Von Lukas Lorber

Klischeehaft könnte man behaupten, Katzen sind eigenwillige Tierchen. Sie sind jedoch auch anpassungsfähig, was den Umgang mit ihren Mitmenschen angeht. Sie haben es nämlich geschafft, die menschliche Kommunikation in einem gewissen Maße zu verstehen. Unter anderem können sie mithilfe von menschlichen Blicken oder Fingerzeigen Futter finden oder zwischen verschiedenen Gemütszuständen von Menschen unterscheiden. Laut einer neuen Studie von einem japanischen Forschungsteam rund um die Wissenschaftlerin Saho Takagi kennen Katzen sogar die Namen von ihren Katzenfreunden und teilweise auch die von ihren menschlichen Familienmitgliedern. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Wenn Name und Bild nicht übereinstimmten, schienen die Tiere überrascht zu sein

Für diese Studie hat das Forschungsteam insgesamt 48 Katzen untersucht, die in klassischen Haushalten und in sogenannten Katzen-Cafés leben, wo viele Katzen gemeinsam mit den Café-Gästen ihren Tag verbringen. In einem für das Tier bekannten Raum wurden die Katzen vor einen Laptop gesetzt. Zuerst bekamen sie viermal die Namen bekannter Katzen über den Laptop-Lautsprecher vorgespielt, die zuvor vom Katzenhalter aufgenommen worden waren. Danach poppten Bilder bekannter Katzen auf dem Bildschirm auf. Die Hälfte der Abbildungen stimmte dabei mit den gehörten Namen überein, die andere Hälfte nicht. Die Idee des Forschungsteams dahinter war, dass die Tiere überrascht reagieren würden, wenn sie den gehörten Namen nicht mit dem Bild verbinden können. Folglich würden sie den Monitor länger begutachten. In einem zweiten Experiment hat man diese Prozedur mit Gesichtern und Namen von bekannten menschlichen Familienmitgliedern wiederholt. Die Namen wurden von einer für die Katze fremden Person eingesprochen, die Probanden waren nur Katzen, die in einem Haushalt leben.

Die Ergebnisse der recht kleinen Studie zeigen, dass Katzen, die in klassischen Haushalten leben, länger auf den Bildschirm geschaut haben, wenn der Name der bekannten Katze nicht mit dem gezeigten Bild übereinstimmte. Bei den Katzen aus dem Café erkannte man diesen Effekt nicht. Laut den Forschern könnte das daran liegen, dass die einzelnen Namen der Café-Katzen nicht so oft gerufen werden, da sehr viele Katzen dort zusammenleben.

Im zweiten Experiment sah man, dass nicht alle Katzen die Gesichter von vertrauten Menschen deuten können. Jedoch haben Tiere, die einerseits länger mit denselben Menschen zusammengelebt haben und andererseits in größeren Familien beheimatet waren, die gezeigten Bilder länger beobachtet, wenn sie nicht mit dem Namen der Person zusammengepasst haben. Je länger die Katze mit einer großen Familien zusammenlebt, desto öfter hört sie ihren Namen und kann womöglich eher eine Verbindung mit ihm herstellen, so eine Interpretation des Forschungsteams.

Aber warum merken sich die Hauskatzen die Namen von ihren Katzenfreunden? Eine mögliche Erklärung ist für die Studienautoren der Wettbewerb zwischen den Tieren. Wenn eine Katze Futter von ihrem Besitzer bekommt, wird sie von ihm gerufen. Wenn eine zweite Katze, die im gleichen Haushalt mit der anderen lebt, von ihrem Besitzer gerufen wird, bedeutet das für die erste Katze, dass sie kein Futter bekommt. Mit den Menschen hingegen stehen die Katzen nicht in Konkurrenz, was laut den Forschern eine Erklärung sein könnte, warum die Tiere menschliche Gesichter und Namen weniger gut verbinden können.

Wenig mit der Studie konnten hingegen zwei teilnehmende Katzen anfangen. Die Studienautoren schreiben, dass in beiden Experimenten jeweils eine Katze nur den ersten Versuch absolviert hat. Danach sind die Katzen aus dem Raum geflüchtet. Eigenwillige Tiere eben.

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