Kampf gegen Ehec:Ein Forscher hier, ein Forscher da

So unsicher der Quell der Ehec-Infektionen ist, so gewiss ist eines: Dieser Ausbruch wird nicht der letzte sein. Damit Deutschland dagegen gewappnet ist, müssen Wissenschaftler und Behörden enger zusammenarbeiten. Mit den absurd getrennten Zuständigkeiten, wonach einer, der Stuhlproben nimmt, keine Gurken testen darf, muss Schluss sein.

Christina Berndt

Die neue Spur, die sich nach Tagen der Ratlosigkeit im Ehec-Krimi auftat, scheint sich schon wieder aufzulösen. Es ist gut möglich, dass der Quell der lebensgefährlichen Darmbakterien nun, mehr als fünf Wochen nach der ersten Infektion, nicht mehr gefunden wird. Die Ursachen der allermeisten Ehec-Ausbrüche lassen sich nicht klären, die Ungewissheit wird bleiben.

EHEC-Tests im Südwesten

Eine Laborantin testet Sprossen auf Ehec-Erreger. Doch es ist möglich, dass der Quell der Erkrankungen nie gefunden wird.

(Foto: dpa)

Doch es bleibt auch eine Gewissheit: Dieser Ehec-Ausbruch wird nicht der letzte sein. Fast alle Rinder tragen Ehec in sich, und deren Pansen gilt als Bioreaktor für ständig neue Kombinationen dieser Mikroben. Dass dabei immer wieder für Menschen gefährliche Keime entstehen, lässt sich nicht vermeiden. Umso mehr muss die Politik die Warnung ernst nehmen, die jetzt in Form der Ehec-Variante HUSEC41 umgeht. Sie muss sich nicht nur selbst neu organisieren im Management von Krankheitsausbrüchen (und dies bitte mit einer einzigen Behörde an der Spitze). Es reicht auch nicht, den Bauern hinterher Entschädigung anzubieten, wie es die EU nun plant.

Unabdingbar sind Vorkehrungen, unabdingbar ist ein Netzwerk, in dem Biowissenschaftler mit Ärzten, Tiermedizinern und Lebensmittelüberwachern zusammenarbeiten. Zu starr sind die derzeitigen Ressortgrenzen mit streng getrennten Zuständigkeiten, wo einer, der Stuhlproben nimmt, keine Gurken testen darf und umgekehrt. Schützen wird beim nächsten Ausbruch nur eines: das Wissen bestens vorbereiteter Experten.

Das Beunruhigende an HUSEC41 ist doch: Niemand weiß, wo diese Mikrobe üblicherweise lebt. Es mag sein, dass der Quell des derzeitigen Ausbruchs doch noch in einem Sprossenbetrieb oder bei einem Gurkenzüchter gefunden wird. Auch dann aber wird eine Frage bleiben: Was macht HUSEC41, wenn er nicht gerade das Land in Angst und Schrecken versetzt? Vor zehn Jahren trat dieser Keim schon einmal bei zwei Mädchen in Köln auf - nun ist er wieder da, mit tödlicher Macht. Irgendwo muss er sich all die Jahre versteckt haben. Im Kuhstall? In warmen Tümpeln? Oder hat er sich doch schon im Darm von Menschen eingerichtet, die immun gegen ihn (geworden) sind? Womöglich tragen nun auch die frisch Genesenen den Keim weiter in sich, der eines Tages wieder zuschlagen wird. Dieses Reservoir zu finden, ist das Wichtigste.

Darüber hinaus sind regelmäßige Kontrollen in Kuhställen, Kliniken und Lebensmitteln nötig, um neue Entwicklungen früh zu bemerken. Ob Deutschland gegen Ehec gewappnet ist, darf nicht davon abhängen, ob sich zufällig einzelne Forscher für das Thema interessieren. Langjährige Expertise muss gezielt gefördert werden. Unerlässlich ist es dann auch, diese besten Fachleute bei jedem Ausbruch schleunigst einzubinden. Diesmal vergingen drei Wochen, bis Patientenproben aus den Kliniken in den Ehec-Speziallabors ankamen. Solche Verzögerungen aber bereiten den Keimen noch zusätzlich einen Nährboden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: