Kampf gegen das Öl:Schmieriger Einsatz

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Öl gelangt nicht nur ins Meer, wenn eine Bohrplattform brennt. Bereits der Normalbetrieb der Ölförderung verursacht Schäden. Doch es fehlt an umweltverträglichen Bekämpfungsmethoden.

Daniel Hautmann

Knarzend schieben sich die beiden stählernen Rumpfhälften der Thor auseinander, verbunden nur durch ein Scharnier am Heck: Wie ein riesiges V schwimmen die beiden Hälften des 35 Meter langen Schiffs im Wasser. An der Innenseite der Rümpfe, genau auf Wasserhöhe, liegen zwei verstellbare Öffnungen. Durch diese könnte die Thor jetzt einen Ölteppich einsaugen - insgesamt 280 Kubikmeter passen in ihren Tank.

Ölpest im Golf von Mexiko - Ölteppich

Im Golf von Mexiko wurde das Öl im Meer abgefackelt und mit Millionen Litern Lösungsmitteln versetzt - beides ist für die Umwelt hoch riskant.

(Foto: dpa)

Doch diesmal handelt es sich nur um eine Demonstration in einem Hamburger Hafenbecken. Sie soll den Teilnehmern des Symposiums "Öl im Meer" eine elegante Methode zeigen, wie man das schwarze Gift bekämpfen kann.

Neue Ansätze bei der Bekämpfung von Ölverschmutzungen sind seit langem überfällig, nicht erst seit der Explosion der Plattform Deepwater Horizon am 20. April dieses Jahres im Golf von Mexiko.

Auch wenn Deutschland mit Spezialschiffen wie der Thor vergleichsweise gut vorbereitet sei, müsse der Beweis für deren Einsatzfähigkeit noch erbracht werden, glauben die Experten. Bislang ist die deutsche Küstenlandschaft von größeren Katastrophen verschont geblieben.

Ein Unglück wie den Untergang der Deepwater Horizon, nach dem 800 Millionen Liter Öl ins Meer flossen, hat es in der Nordsee noch nicht gegeben. In normalen Jahren landen zwischen 1,5 und neun Millionen Tonnen Öl im Meer, schätzt Carlo van Bernem vom Institut für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht, genauer wisse man es nicht.

Großteil der Schäden durch den Normalbetrieb

Dabei verursache bereits der Normalbetrieb bei Ölförderung und Transport einen Großteil der Schäden. Rund 34 Prozent des Öls stammen aus Plattformen im Meer und Industrieanlagen des Festlands, deren giftige Rückstände über die Flüsse in die Ozeane gelangen; neun Prozent stammen aus der Atmosphäre, also aus Flugzeugen und Industrieemissionen; immerhin sechs Prozent aus natürlichen Quellen.

Unfälle von Öltankern oder Plattformen seien nur für rund 13Prozent verantwortlich. Kleinere Ölaustritte sind hingegen Alltag: Allein in der Nordsee gibt es 450 Öl- und Gasplattformen, aus denen beständig etwas Öl austritt. "Die Förderung sinkt, aber die Anzahl der Plattformen steigt und damit die Gefahr von Öleinträgen", sagt Nadja Ziebarth vom Umweltverband BUND. Vor allem neue Fördertechniken, bei denen Chemikalien oder Dampf in die Förderstätten gepresst werden, bergen Risiken.

Hinzu kommen die rund 50.000 Handelsschiffe, die auf den Ozeanen fahren, immer ein bisschen lecken und gelegentlich - zum Teil sogar legal - die Tanks spülen. Wie Monika Breuch-Moritz vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) erläutert, belegen Satellitenaufnahmen, dass sich die Ölfunde entlang der Schiffsrouten häufen. Mit Methoden wie der Driftberechnung könne man sehr genau zurückverfolgen, wo das Öl ausgetreten sei. Anhand von Proben lasse sich dann leicht herausfinden, von welchem Schiff das Öl stamme, so Breuch-Moritz.

Doch damit ist der Umwelt noch nicht geholfen. Treibt ein Ölteppich im Meer und geraten Strände oder Küstenbereiche in Gefahr, ist vor allem eine schnelle Reaktion wichtig. In Deutschland koordinieren die Spezialisten des Havariekommandos von Cuxhaven aus sämtliche Maßnahmen - die Bergung Verletzter, Einsätze von Spezialschiffen oder Flugzeugen, die Reinigung verschmutzter Strandabschnitte.

Neben der fast 30 Jahre alten Thor gibt es weitere Schiffe, die nur für den Fall einer Ölkatastrophe im Hafen liegen - etwa die MPOSS in Hamburg, ein sogenannter Oil Skimmer. Solche Schiffe streifen das Öl von der Wasseroberfläche ab und pumpen es ins Schiffsinnere. Bislang allerdings litt die Einsatzfähigkeit dieser Schiffe darunter, dass sie nur bis zu einem Seegang von 1,5 Metern operieren können.

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