Süddeutsche Zeitung

Kampf gegen Aids:Rückschlag für HIV-Verhütung

Große Hoffnungen hatten Mediziner in das Vaginal-Gel Pro 2000 gesetzt. Doch in der letzten Untersuchung vor der Zulassung ist das Mittel durchgefallen. Es schützt nicht besser vor HIV als ein Scheinmedikament.

In der dritten und damit letzten Untersuchungsphase vor der Zulassung hat sich gezeigt, dass das Vaginal-Gel Pro 2000 nicht besser vor HIV-Infektionen schützt als ein Scheinmedikament. Das hat eine in Afrika vorgenommene Langzeitstudie gezeigt.

Wie das britische Fachmagazin The Lancet berichtet, wurde das Gel im Rahmen einer Studie mit mehr als 9000 Teilnehmerinnen über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren getestet. Es handelt sich um ein Mikrobizid - ein chemisches Mittel zur Abtötung von Mikroben -, das mit einem antiretroviralen Mittel ausgestattet ist. Antiretrovirale Mittel werden zur Behandlung von HIV-Patienten angewendet.

Ein Drittel der Frauen aus Südafrika, Tansania, Uganda und Sambia verwendete das Gel in einer höheren Dosis ein Jahr lang vor jedem Geschlechtsverkehr, ein weiteres Drittel in einer niedrigeren Dosis. Alle übrigen Probandinnen hatten ein Placebo-Gel erhalten.

Um alle Frauen auch unabhängig von dem Gel zu schützen, waren alle Teilnehmerinnen über weitere Möglichkeiten informiert worden, wie man sich vor HIV-Infektionen schützen kann.

Zur Enttäuschung der Mediziner unterschieden sich die Ansteckungsraten der Gruppen jedoch nicht. Dabei schien das Mittel im Rahmen einer früheren, vorläufigen Studie die Infektionsrate bei südafrikanischen Frauen um 30 Prozent verringert zu haben.

Nun ruhen viele Hoffnungen auf einem weiteren Gel: Im Juli haben Wissenschaftler auf der Aids-Konferenz in Wien eine Studie mit Caprisa 004 vorgestellt, das das Risiko der HIV-Infizierung in ersten Tests um rund 39 Prozent reduziert hat. Die Tests mit Caprisa 004 sollen fortgesetzt werden.

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sueddeutsche.de/AFP/mcs
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