Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Panne beim Andocken an ISS

Das neue russische Forschungsmodul Nauka hat bei seiner Ankunft an der Internationalen Raumstation ungeplant seine Triebwerke gezündet und die ISS um 45 Grad verschoben. Durch einen Notfalleinsatz konnte die Position wieder korrigiert werden.

Von Marlene Weiß

Nach achttägigem Flug ist das neue russische Forschungsmodul Nauka an der Internationalen Raumstation ISS angekommen. Nach dem Andocken gab es jedoch einen Zwischenfall. Die Triebwerke des Moduls seien "versehentlich und unerwartet" angefeuert worden und hätten die ISS um 45 Grad aus ihrer regulären Flugbahn verschoben, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa per Twitter mit. Durch einen Notfalleinsatz habe die ISS wieder in ihre reguläre Flugbahn zurückgebracht werden können, hieß es. Die Nasa hatte für fast eine Stunde die Kontrolle über die Position der Station im All verloren. In der Folge brach auch der Kontakt zur Crew für elf Minuten ab. Die Besatzung sei aber zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen, die ISS und alle Systeme an Bord funktionierten normal.

Die russischen Astronauten hatten die Luke des neuen Nauka-Moduls geöffnet und waren dabei, ihre Computer mit dem Service-Modul Zvezda zu verbinden, als die Triebwerke von Nauka gegen 17.45 Uhr deutscher Zeit zu feuern begannen. Um die Bewegung auszugleichen und die Station wieder in die korrekte Position zu rücken, aktivierte die russische Leitstelle die Triebwerke einer ebenfalls an die ISS angedockten Progress-Kapsel. Die Flug-Kontrolleure der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos planten nach Nasa-Angaben, die Nauka-Triebwerke neu zu konfigurieren, um erneute Zwischenfälle zu verhindern. Nasa und Russland untersuchen nun, wie es zu der ungeplanten Triebwerkszündung kam. Am Freitag war von einer kurzzeitigen Software-Störung die Rede.

Der Start des Moduls war ursprünglich für 2007 geplant, die Fertigstellung verzögerte sich aber lange. Zum Teil lag das an Budget-Engpässen, teils aber auch an technischen Problemen. Die Folge ist, dass einige Komponenten bereits viele Jahre gelagert wurden. Durch das Modul vergrößert sich das bewohnbare Volumen der ISS um 70 Kubikmeter.

Der Zwischenfall passierte einen Tag vor dem für Freitag geplanten Start der Boeing-Astronautenkapsel Starliner zur ISS. Diesen unbemannten Testflug im Rahmen des "Commercial Crew"-Programms sagte die Nasa nach dem Zwischenfall am Donnerstagabend deutscher Zeit ab. Zuerst soll sichergestellt werden, dass die Boeing-Kapsel sicher an die ISS docken kann. Der neue Starttermin ist laut Nasa frühestens am Dienstag, 3. August. Der erste Starliner-Test im Dezember 2019 war gescheitert.

Mit Material von dpa und Bloomberg

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