LegendenWie Irrlichter entstehen

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Auf Friedhöfen, aber auch in Sumpfgebieten oder Mooren wie hier in der Rhön sichten Menschen zuweilen rätselhafte Lichterscheinungen.
Auf Friedhöfen, aber auch in Sumpfgebieten oder Mooren wie hier in der Rhön sichten Menschen zuweilen rätselhafte Lichterscheinungen. (Foto: Sebastian Beck)
  • Forscher haben herausgefunden, dass sich Irrlichter durch spontane elektrische Entladungen zwischen methanhaltigen Bläschen entzünden können.
  • Die Mikroblitze zwischen geladenen Bläschen lösen eine chemische Reaktion aus, die blau-violette Lumineszenz und messbare Wärme erzeugt.
  • Methan entsteht bei der Zersetzung organischer Materialien in sauerstoffarmem Milieu, etwa wenn Leichname in feuchtem Boden verrotten.
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Für viele Mysterien lassen sich wissenschaftliche Erklärungen finden – in diesem Fall dauerte es etwas länger. Doch nun haben Forscher eine Idee, woher die rätselhaften Lichterscheinungen kommen.

Seit Jahrhunderten gibt es Berichte über geisterhafte blaue Flammen, die nachts über Friedhöfe, Sümpfe und Moore tanzen. Was genau die Menschen erschreckt hat, ist jedoch ein Mysterium geblieben: Zwar ist bekannt, dass es sich bei den flackernden, meist rasch wieder verschwindenden Lichtern um brennende Faulgase aus der Tiefe handelt. Unklar ist aber, wie sie sich entzünden. Doch jetzt haben Forscher im Labor eine Lösung ausgetüftelt.

Sie zeigen, dass sich zwischen in Wasser aufsteigenden methanhaltigen Bläschen spontane elektrische Entladungen bilden können, sogenannte Mikroblitze. Mit Hochgeschwindigkeitskameras wiesen sie die kurzen Blitze zwischen geladenen Bläschen nach. Eine externe Zündquelle war dazu nicht nötig. Methan-Mikrobläschen können demnach vermutlich wie Wasser-Mikrotropfen an der Gas-Flüssigkeit-Grenzfläche elektrische Ladung ansammeln.

Methan entsteht zum Beispiel bei der Zersetzung eines toten Körpers

Die Entladungen lösen der im Fachmagazin PNAS vorgestellten Studie zufolge dann beim Methan eine chemische Reaktion aus, die blau-violette Lumineszenz – ein kühles, zartes Leuchten – und messbare Wärme erzeugt. Damit sei eine physikalisch fundierte Erklärung für das Auftreten von Irrlichtern gefunden, sind die Forscher um Richard Zare von der Stanford University überzeugt.

Methan entsteht in verrottenden organischen Materialien in sauerstoffarmem Milieu – also zum Beispiel, wenn ein begrabener Leichnam in sehr feuchtem Boden von Mikroben zersetzt wird. Nächtliche Friedhofsbesucher hatten eine Heidenangst vor dem auch als Irrwisch oder Ignis fatuus bekannten Phänomen. Im Volksglauben galten Irrlichter als Seelen Verstorbener, als Werk von Kobolden oder Geistern oder als dämonische Erscheinungen, die den Betrachter ins Verderben locken wollten. Zu den vielen Sagen, die es weltweit über Irrlichter gibt, gehört auch die irische Geschichte von Jack O’Lantern, auf den der Brauch der Kürbislaternen zu Halloween zurückgeht. Für schändliche Taten soll er einst dazu verdammt worden sein, mit einer ewig brennenden Kohle rastlos die Moore zu durchstreifen. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass nicht bei jeder Sichtung von Irrlichtern tatsächlich Faulgas-Flammen eine Rolle spielten, sondern zum Beispiel mitunter auch Glühwürmchen oder bestimmte im Dunkeln leuchtende Pilze.

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