Interview mit Umweltforscher:"Entscheidend ist der Grenzwert"

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Andreas Schäffer vom Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen über die Gefahren durch Pestizide.

Tina Baier

Andreas Schäffer, Leiter des Instituts für Umweltforschung der RWTH Aachen untersucht, wie Pestizide in Wasser, Böden und Pflanzen umgewandelt werden. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln finden sich seiner Erfahrung nach häufig - auch bei Produkten aus biologischem Anbau.

SZ: Sind die Pestizide normalerweise abgebaut, wenn Obst und Gemüse beim Verbraucher ankommen?

Schäffer: Rückstände lassen sich mit empfindlichen Analysemethoden oft nachweisen. Entscheidend ist, dass die Konzentration unter dem festgelegten Grenzwert liegt. Wenn das der Fall ist, besteht nach bestem wissenschaftlichen Verständnis keine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Die Grenzwerte werden vor der Zulassung einer Substanz in einer ganzen Reihe von Untersuchungen festgelegt. Ist die Konzentration höher, wurde das Pflanzenschutzmittel in der Regel falsch angewendet, etwa in zu hoher Menge.

SZ: Wie streng sind diese Grenzwerte? Ist es zum Beispiel unbedenklich, wenn ein Kind eine ungeschälte Orange in den Mund nimmt, die allen Vorschriften entspricht?

Schäffer: Das würde ich nicht empfehlen; die Grenzwerte gelten für die Teile der Frucht, die zum Essen vorgesehen sind.

SZ: Gibt es Obst oder Gemüse, das besonders stark mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird?

Schäffer: Natürlich gibt es da Unterschiede. Apfelplantagen zum Beispiel werden nicht nur einmal, sondern mehrmals im Jahr gespritzt. Trotzdem müssen die Pestizidrückstände der Äpfel im Laden natürlich unter dem festgesetzten Grenzwert bleiben.

SZ: Werden Bio-Früchte mit Pestiziden behandelt?

Schäffer: Durchaus. Es gibt zwar Biobauern, die sich verpflichtet haben, überhaupt keine Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Viele behelfen sich jedoch mit biologischen Mitteln, die aus natürlichen Quellen stammen. Diese Substanzen enthalten zwar keine synthetischen Chemikalien, können aber für Mensch und Umwelt ebenfalls giftig sein.

(SZ vom 13.01.2009/mcs)

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