Internationale Walfangkommission:Walfangverbot in Gefahr

Die Internationale Walfangkommission will den Walfang zu kommerziellen Zwecken zulassen - unter strengen Bedingungen. Weder Walfänger noch ihre Gegner sind von dem Vorschlag begeistert.

Die Internationale Walfangkommission (IWC) will erstmals seit 25 Jahren den kommerziellen Walfang wieder offiziell erlaubten. Die Organisation hofft, auf diese Weise zu einem Kompromiss im Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Jagd auf Wale zu kommen. Allerdings würde der Walfang nur unter strengen Bedingungen stattfinden.

Walfang Internationale Walfangkommission (IWC) Moratorium

Ein isländischer Walfänger schleppt zwei Finnwale in den Hafen. Wird das in Zukunft auch mit dem Segen des IWC geschehen?

(Foto: Foto: Reuters/Ingolfur Juliusson)

Der Vorschlag soll auf der Jahrestagung der IWC im Juni in Marokko beraten und abgestimmt werden.

Seit 1986 besteht ein Moratorium für kommerziellen Walfang. Allerdings gelten viele Ausnahmeregelungen. Sie werden vor allem von Japan, Norwegen und Island genutzt. Diese drei Länder töten jährlich etwa 3000 Wale, zehn Mal so viele wie 1993 - mit der Rechtfertigung, die Walbestände hätten sich wieder erholt.

Dem Vorschlag des IWC zufolge könnten in den kommenden fünf Jahren jeweils 400 Zwergwale in der Antarktis getötet werden, in den fünf Folgejahren jeweils 200. Außerdem würde auch eine begrenzte Jagd auf andere Arten wie Finn-, Grönland- und Gray-Zweizahnwale zugelassen.

Die Regelung, an der auch Deutschland mitgearbeitet hat, soll bis 2020 und nur für Länder gelten, die auch derzeit Wale jagen. Die Jagd würde von der IWC überwacht. Im deutschen Landwirtschaftsministerium betrachtet man den Vorschlag als Kompromiss.

Im Prinzip lehnt die Bundesregierung sowohl die kommerzielle Waljagd als auch den Fang zu wissenschaftlichen Zwecken ab. Auch war das Landwirtschaftsministerium nicht an der Festlegung der Fangquoten beteiligt. Wie man sich nun zu dem Vorschlag verhält, wird derzeit geprüft.

Nach Ansicht der IWC wäre der Kompromiss aber eine Verbesserung gegenüber der aktuellen Situation, die weitgehend ihrer Kontrolle entzogen ist.

Japan, Norwegen und Island lehnen ein Ende des Walfangs ab. Sie haben ihre eigenen Quoten festgelegt und jagen die Meeressäuger angeblich nur zu wissenschaftlichen Zwecken - sind die Tiere aber tot, werden sie auch verspeist.

Patt-Situation zwischen Walfängern und Gegnern

Eine Reihe von Entwicklungsländern unterstützt die Walfang-Nationen, während Länder wie die EU-Staaten, Australien, die USA und Neuseeland die Jagd strikt ablehnen. Diese Patt-Situation hat verhindert, dass sich in Bezug auf den Schutz der Wale in den vergangenen Jahren etwas verändert hat.

Mit der offiziellen Erlaubnis, die Tiere zu jagen, hofft die Kommission, die Walfänger besser kontrollieren zu können.

Japan reagierte vorsichtig positiv auf den Vorstoß, der dem Land die kommerzielle Waljagd vor seiner eigenen Küste erlauben würde. Eine Fangquote für Zwergwale in Küstengewässern sei langfristig erwünscht, sagte ein Sprecher der Fischereibehörde. Nicht glücklich ist man in Japan allerdings damit, dass die vorgeschlagene Quote niedriger liegt als die Zahl der Wale, die Japan derzeit zu vermeintlichen Forschungszwecken fängt.

Gegenwärtig tötet Japan im Pazifik 220 Minkwale pro Jahr, 120 davon in Küstengewässern. Der IWC-Vorschlag will die Jagd auf Letztere beschränken, sowie auf weitere 40 Minkwale, 50 Seiwale und zwölf Brydewale im Pazifik, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtet. In der Antarktis kämen jeweils zehn Finnwale in den ersten drei Jahren und fünf in den folgenden sieben Jahren hinzu.

Auch in Norwegen ist man skeptisch, da die Zahl der Minkwale, die man dort zur Jagd freigegeben hat, nicht unterschritten werden dürfte, wenn sich der Walfang noch lohnen solle. 2009 hatten die Norweger die Jagd auf 885 Minkwale erlaubt.

"Unumkehrbare Rückkehr"

Die Kritiker des Walfangs sind ebenfalls nicht begeistert von dem Vorschlag der IWC. So erklärte der neuseeländische Außenminister Murray McCully, der Vorstoß erfülle die Erwartungen seines Landes nicht, da er nicht deutlich besser als der Status quo sei. Und Australiens Umweltminister Peter Garrett erklärte der britischen Times zufolge, man sei weiterhin "strikt gegen den kommerziellen und sogenannten wissenschaftlichen Walfang".

Tierschützer wie die Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) zeigten sich bestürzt über die Pläne der IWC. Sie befürchten, der Kompromiss könnte das Ende des Walfangverbots insgesamt einläuten. Der WDCS zufolge würde er die Entwicklung von Märkten für Walprodukte stimulieren.

"Die Annahme des Vorschlages wäre mittelfristig eine Rückkehr zum kommerziellen Walfang im globalen Ausmaß - eine unumkehrbare Rückkehr", sagte Nicolas Entrup vom WDCS. Die Walschützer befürchten zudem, dass die Walfänger die Tiere weiterhin unter dem Deckmantel der Wissenschaft töten werden.

"Zurzeit scheint es, dass die Wale alle Zugeständnisse machen und nicht die Walfänger", sagte Junichi Sato von Greenpeace Japan. Der Vorstoß halte eine sterbende Walfangindustrie am Leben, nicht die Wale.

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