Internationale Walfangkommission:Japan tötet wieder Wale

Internationale Walfangkommission: Archivfoto von September, 2017: Getöteter Minkwal im Hafen von Kushiro

Archivfoto von September, 2017: Getöteter Minkwal im Hafen von Kushiro

(Foto: AP)
  • Aus Frust über das bestehende Walfang-Moratorium verlässt Japan die Internationale Walfangkommission (IWC).
  • Damit ebnet sich Tokio den Weg, erstmals seit rund drei Jahrzehnten Wale wieder kommerziell jagen zu können.
  • Umweltschützer sind entsetzt.

Japan will erstmals seit rund drei Jahrzehnten wieder kommerziell Jagd auf Wale machen. Zu diesem Zweck tritt die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) aus, wie die Regierung in Tokio am Mittwoch offiziell bekannt gab. Die Jagd zu Geschäftszwecken soll von Juli kommenden Jahres an wieder aufgenommen werden. Dies werde sich aber auf Japans Hoheitsgewässer und exklusive Wirtschaftszonen beschränken, versicherte ein Regierungssprecher. "Wir werden nicht in den antarktischen Gewässern oder in der südlichen Hemisphäre jagen." Es sei nicht möglich gewesen, die Differenzen von Walfanggegnern und Walfangbefürwortern zu überbrücken.

Im September hatte die IWC erneut den Antrag Japans abgelehnt, den kommerziellen Walfang wieder aufnehmen zu dürfen. Japan hat schon bisher jedes Jahr zahlreiche Wale getötet, nach offizieller Darstellung zu "wissenschaftlichen Zwecken". Die Umweltschutzorganisation Greenpeace verurteilte die Entscheidung Japans, aus der IWC auszutreten. Die Regierung müsse dringend handeln, um maritime Ökosysteme zu schützen statt kommerziellen Walfang wiederaufzunehmen, sagte ein Sprecher.

Japan hatte einen Austritt aus der IWC aus Frust über das seit 1986 geltende Walfangmoratorium mehrfach angedroht. Tokio beklagt seit vielen Jahren, dass es einigen Mitgliedsländern der IWC nur um Walschutz gehe. Die ursprüngliche Aufgabe der IWC sei aber die Erhaltung der Bestände und die nachhaltige Nutzung der Walressourcen.

Japan argumentiert seit längerem, dass sich die Bestände einzelner Walarten wie der Zwergwale wieder erholt hätten. Japan hatte kürzlich bei der Tagung der IWC in Brasilien einen Antrag auf Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs gestellt. Die IWC wies den Antrag ab. Nach Ansicht der Regierung in Tokio sind die meisten Walarten nicht in ihrer Existenz bedroht.

Walfleisch wird vor allem von Älteren gegessen

Derzeit bezeichnet Japan seine Jagd auf Wale als Forschungswalfang. Diesen hat es nach einem internationalen Gerichtsurteil 2014 eingeschränkt. Tierschützer betrachten Tokios Darstellung indes als Vorwand, zumal das Fleisch der Tiere als Nahrung verkauft werde - insgesamt 5000 Tonnen pro Jahr.

Kritiker bezweifeln zudem, dass eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs Japan überhaupt Vorteile bringt. Die Bevölkerung des Kaiserreiches sinkt und Walfleisch wird vor allem von Älteren gegessen, während jüngere Japaner Wale oft gar nicht mehr als Nahrung betrachten. Daher lohne sich kommerzieller Walfang womöglich gar nicht mehr, argumentieren Walfangkritiker. Das würde sich nach Ansicht der Regierung jedoch schnell ändern, sobald Japan wieder kommerziell jagt. Die Nutzung von Walen sei ein Teil von Japans Tradition und Kultur. Außer Japan betreiben hauptsächlich noch Island und Norwegen Walfang, beide Staaten auch zu kommerziellen Zwecken.

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