Internationale Raumstation:Riskanter Einsatz - zweiter Versuch

Beim ersten Mal trat giftiges Ammoniak aus, diesmal muss es klappen: Astronauten der ISS reparieren das malade Kühlsystem ihrer Raumstation. Der Einsatz ist riskant, die Ersatzteile sind versteckt - dennoch muss es schnell gehen.

Alexander Stirn

Die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS wollen an diesem Mittwoch einen weiteren Versuch starten, das defekte Kühlsystem ihrer Station zu reparieren. Zunächst müssen sie allerdings die Probleme lösen, die einen ersten Reparaturversuch am Wochenende scheitern ließen.

NASA plant Außeneinsatz zur Reparatur des ISS-Kühlsystems

Ein defektes Kühlsystem hält die Astronauten der Internationalen Raumstation auf Trab.

(Foto: dpa)

Die riskanten Außeneinsätze waren nötig geworden, nachdem eines der beiden Kühlsysteme ausgefallen war. Einige Komponenten mussten abgeschaltet werden, die Temperaturen der Elektronik liegen über den Werten, die die Raumfahrtmanager gerne sähen. Offensichtlich arbeitet die Pumpe, die den Kühlkreislauf mit Ammoniak versorgt, nicht mehr korrekt.

Ersatzteile in der Außenhaut

Vier Reservepumpen befinden sich an Bord. Die Ersatzteile sind allerdings an der Außenhaut der Station verstaut, wo sie auch montiert werden müssen. Bei einem ersten Außeneinsatz am Wochenende versuchten die Astronauten Doug Wheelock und Tracy Caldwell Dyson daher, die alte Pumpe zu entfernen. Sie scheiterten aber an einer störrischen Zuleitung: Der Schnellverschluss, der das Lösen der Ammoniakleitung auch unter Druck ermöglichen soll, klemmte.

Als er sich schließlich doch öffnen ließ, trat durch ein Leck giftiges Ammoniak aus. Am Ende ihres acht Stunden und drei Minuten dauernden Außeneinsatzes - der längste in der Geschichte der ISS - mussten die Anzüge der Astronauten dekontaminiert werden.

Bei ihrem zweiten Ausstieg, der gegen 13 Uhr deutscher Zeit starten soll, werden die Astronauten zunächst versuchen, zwei Ventile in der Ammoniakleitung zu schließen und das Kühlmittel kontrolliert abzulassen. Das Prozedere haben sich die Missionsverantwortlichen in Houston überlegt und in einem Wassertank, in dem die ISS nachgebaut ist, ein ums andere Mal durchgespielt.

Eile ist geboten

Klappt alles wie geplant, werden die beiden Astronauten anschließend die defekte Pumpe entfernen. Das Austauschgerät soll allerdings erst bei einem dritten Außeneinsatz montiert werden. Hierzu müssen die Raumfahrer die neue Pumpe, die auf der Erde 354 Kilogramm wiegt, zunächst von ihrem Lager- zu ihrem Einsatzort bugsieren und dann verkabeln. Frühestens am Sonntag wird das möglich sein.

Auch wenn die ISS mit nur einem Kühlkreislauf betrieben werden kann, ist dennoch Eile geboten. Sollte auch das zweite System ausfallen, bekämen die Astronauten große Probleme: Abgesehen von einem kleinen Kühlkreislauf im russischen Segment der Station sind keine weiteren Möglichkeiten zur Abkühlung vorhanden.

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