Internationale Raumstation:Geräuschallergie legte Computer lahm

Der mysteriöse Computerausfall an Bord der ISS scheint aufgeklärt: Die russischen Rechner reagieren empfindlich auf Lärm.

Bei der Aufklärung des mysteriösen Computerausfalls auf der Internationalen Raumstation ISS sind Russen und Amerikaner entscheidend weitergekommen. Die russischen Computer reagierten sensibel auf Geräusche und schalteten sich deshalb automatisch ab, sagte ISS-Flugdirektor Mike Suffredini im Nasa-Kontrollzentrum in Houston (Texas).

Diese Geräusche würden wahrscheinlich durch elektromagnetische Felder von Kabeln oder Geräten ausgelöst, sagte Suffredini. Vergleichbar sei das beispielsweise mit dem "Fiepen", wenn ein Mobiltelefon unmittelbar neben einen Fernseher liege.

Auslöser für die Geräuschattacke ist nach bisherigen Theorien ein neues Segment mit Sonnensegeln, das am Montag an der ISS angebracht wurde. Es sei aber kein Design-Fehler, sondern ein Problem mit einer Energiequelle oder einem Kabelanschluss, sagte Suffredini.

Nachdem am Donnerstag die drei russischen Computersysteme immer wieder sporadisch funktionierten, gehen sowohl die Nasa als auch die russische Raumfahrtbehörde davon aus, das Problem in den kommenden Tagen zu lösen.

"An der Analyse des Problems ist eine große Zahl von Fachleuten des Raumfahrtkonzerns Energija und der Flugleitzentrale bei Moskau beteiligt", sagte ein Energija-Sprecher nach Angaben der Agentur Interfax. "Das erfordert einige Zeit."

Nasa leitete Energiesparprogramm ein

Die Gefahr einer Evakuierung sei äußerst gering, sagte der stellvertretende Nasa-Direktor Bill Gerstenmaier. Allerdings hat die Nasa am Donnerstag damit begonnen, in ihrer Raumfähre Atlantis Energie zu sparen. Beispielsweise würden über Nacht der Roboterarm und alle nicht notwendigen Systeme ausgeschaltet, sagte Shuttle-

Flugdirektorin Cathy Koerner. Damit solle genug Energie gespart werden, damit die Raumfähre im Ernstfall einen Tag länger, also bis Mittwoch, an der ISS angedockt bleiben könne. Auch die für die ISS vorgesehenen Sauerstoffvorräte würden nicht entladen.

Mit Hilfe der russischen Bordcomputer wird die ISS unter anderem auf Kurs gehalten. Wenn Korrekturen notwendig sind, geben diese Computer die Befehle zum Zünden der russischen Raketentriebwerke.

Die Raumstation muss möglichst stabil um die Erde kreisen, damit sich unter anderem die Solarpaneele nach der Sonne ausrichten können und genug Energie liefern. Sollten die Stabilisatoren im US-Teil der ISS ausfallen, dann könnte die "Atlantis" mit ihren Triebwerken ebenfalls den Kurs korrigieren. Die Russen prüften derzeit, ob ein angedockter russischer "Progress"-Raumtransporter nach Rückflug der Atlantis diese Aufgabe übernehmen könnte.

Der Ausfall der russischen Bordcomputer hat den Schaden an der "Atlantis" fast zu einer Lappalie werden lassen. Am Freitag soll der NASA-Astronaut Danny Olivas die abgeknickte und nach oben stehende Ecke einer Isoliermatte wieder in Form bringen.

Er wird dazu ein Klammernahtgerät benutzen und wie bei der Behandlung einer langen Schnittwunde die beschädigte Isoliermatte mit der daneben liegenden zusammenklammern. Olivas habe dies den ganzen Tag über auf der Raumstation geübt, sagte Flugdirektorin Koerner.

Während des sechseinhalb Stunden langen Außeneinsatzes sollen Olivas und sein Kollege Jim Reilly außerdem dabei helfen, ein störrisches Sonnensegel vollständig einzuholen

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: