Süddeutsche Zeitung

Umwelt:Seltenes Mähen von Wiesen nützt Insekten

Werden Wiesen nur selten abgemäht, steigt die Artenvielfalt unter Insekten. Doch nicht alle Arten profitieren gleichermaßen.

Seltenes Mähen nützt vor allem Insekten, die als nützlich erachtet werden: "Wenn Wiesen nur zweimal im Jahr gemäht werden, kommt das vor allem Wildbienen, Schmetterlingen und Wanzen zugute", sagt der Biologe Jens Rolff von der Freien Universität (FU) Berlin. Überraschend sei, dass der Anteil der Schadinsekten wie Mücken oder Wurzelschädlinge dabei nicht deutlich zunehme, so Rolff über Ergebnisse aus einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Urban Forestry and Urban Greening veröffentlicht wurde.

Städte und private Einrichtungen können demnach die Artenvielfalt auf ihren Grünflächen deutlich fördern, indem sie Grünflächen nur zwei Mal jährlich mähen. "Allein in Berlin machen öffentliche Grünflächen rund 30 Prozent der Fläche aus und bieten damit ein großes Potenzial für die Förderung der biologischen Vielfalt. Dazu kommen private Gärten", sagt Rolff.

Dass Schadinsekten nicht ebenfalls stark zunehmen, wenn die Artenvielfalt zunimmt, sei möglicherweise mit der steigenden Zahl der Beutegreifer wie etwa räuberischer Käfer, Wespen und Spinnen zu erklären, sagt Rolff. Hier seien jedoch noch weitere Forschungen nötig.

"Auf kleinen Flächen kann man sich an den Bedürfnissen einzelner Arten orientieren - so brauchen zum Beispiel einige Schmetterlinge oder stängelbrütende Wildbienen Vegetation, die auch im Winter stehenbleibt", ergänzt FU-Forscherin Sophie Lokatis, die an der Untersuchung beteiligt war.

Eine großflächige Reduktion der Mahd werde zum Beispiel auf den Flächen der Freien Universität im Rahmen des Projekts "Blühender Campus" umgesetzt. Dort habe Anja Proske, Erstautorin der Studie, auf einigen Flächen eine bis zu vierzigfache Zunahme der Insektenmenge nachgewiesen - nach nur zwei Jahren.

Die Tatsache, dass die Artenvielfalt auf selten gemähten Grünflächen deutlich höher ist als auf stärker bearbeiteten Flächen, sei nicht neu, so Rolff. Das hätten bereits zuvor Untersuchungen gezeigt. Allerdings konzentrierten sich die meisten Studien auf ein oder zwei Standorte. Die Wissenschaftler der Freien Universität Berlin haben in ihrer Metaanalyse hingegen 26 Studien aus verschiedenen Ländern Nordamerikas und Europas verglichen. "Diese umfangreiche Analyse zeigt, dass der Einfluss der seltenen Mahd ein wichtiger Effekt ist, und gibt dem Ganzen eine ganz andere Evidenz", so der Wissenschaftler.

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SZ/dpa/hach
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