Süddeutsche Zeitung

Insekten:Sie ist wieder da!

Eines der seltensten Insekten der Welt ist in Kanada aufgetaucht. Die Schmuckbiene Epeoloides pilosulus schmuggelt ihre Eier in die Nester einer anderen Bienenart, die auch nicht gerade häufig ist. Das macht ihr Leben kompliziert.

Von Tina Baier

Von den Bienen gibt es in jüngster Zeit nur schlechte Nachrichten: Die Honigbiene ist von Pestiziden und der Varroamilbe bedroht. Noch viel schlechter geht es den Wildbienen, die für die Bestäubung von Pflanzen mindestens genauso wichtig sind. Mitten in diese Untergangsstimmung platzt jetzt eine gute Nachricht aus Kanada: Die Schmuckbiene Epeoloides pilosulus ist wieder da.

Lange hatte man geglaubt, die Epeoloides - eines der seltensten Insekten überhaupt - sei längst ausgestorben; bis Entomologen um die Jahrtausendwende ein einzelnes Exemplar in der kanadischen Provinz Nova Scotia entdeckten. Jetzt berichten Insektenforscher in der Fachzeitschrift Biodiversity Data Journal vom Fund eines weiteren Exemplars in Alberta.

Das grenzt an ein Wunder, denn die Bedingungen, die diese Biene zum Überleben braucht, sind derart speziell, dass die Probleme der europäischen Honigbiene im Vergleich dazu fast lächerlich wirken: Das Insekt ist darauf angewiesen, dass in seiner Nähe Schenkelbienen leben, in deren Nester sie ihre Eier einschmuggeln kann. Die Larven, die daraus schlüpfen, saugen die Schenkelbienen-Eier aus und fressen anschließend auch noch deren Futtervorrat. Epeoloides ist also so eine Art Kuckuck der Bienen. Ihr Problem ist, überhaupt erst einmal ein Schenkelbienen-Nest zu finden. Diese Insekten sind nämlich auch nicht gerade häufig, was wiederum damit zusammenhängt, dass sie das Futter für ihren Nachwuchs ausschließlich an Gilbweiderich sammeln. Zudem kommt nicht jeder x-beliebige Gilbweiderich infrage, sondern es werden ausschließlich Arten aufgesucht, die kleine Öltropfen produzieren.

Wo diese speziellen Pflanzen nicht wachsen, können also auch keine Schenkelbienen überleben und schon gar nicht die seltene Epeoloides. Doch warum machen sich diese Bienen das Leben eigentlich so schwer? Durch ihre Spezialisierung sind sie besonders gut an ihren Lebensraum anpasst - was ein Überlebensvorteil sein kann. Wenn sich der Lebensraum verändert, bekommen solche Spezialisten allerdings als Erste ein Problem.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2018
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