Infektionsrisiko:Schimmelpilze und Keime im Sodawasser

Sie sollen den Durst löschen und uns mit frischem Prickelwasser versorgen - doch die Flüssigkeit aus Wasserspendern und Soda-Geräten enthält offenbar häufig Keime. Bis zum 34.000fachen des Grenzwerts der Mineral- und Tafelwasserverordnung haben Fachleute der Uni Freiburg gemessen.

Wer seinen Durst mit Wasser aus öffentlichen Spendern oder Geräten zur Herstellung von Sodawasser löschen will, muss damit rechnen, sich unter anderem mit Schimmelpilzen, Corynebakterien und Darmkeimen zu infizieren, warnt das Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg.

Wissenschaftler des Instituts fanden solche Keime in 39 von 60 untersuchten Geräten. Bis zu 6,9 Millionen Keime pro Liter stellten die Fachleute fest - demnach lagen die Werte teilweise bis zu 34.000 mal höher als die Grenzwert der Mineral- und Tafelwasserverordnung, berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel.

Besonders gefährlich sind die Verunreinigungen für Patienten, deren Immunabwehr bereits extrem abgeschwächt ist - hier sieht Institutschef Franz Daschner sogar ein lebensbedrohliches Risiko.

Für gesunde Menschen - das gilt auch für gesunde Kinder - besteht zwar nicht unbedingt eine akute Krankheitsgefahr. Die Belastung durch die Keime kommt jedoch zu der übrigen Belastung aus der Umwelt, auch aus Nahrungsmitteln, hinzu.

"Recht des Verbrauchers auf gutes Wasser"

Und eine Überschreitung der Grenzwerte, wie die Freiburger Experten sie gemessen haben, bezeichnete Daschner im Gespräch mit sueddeutsche.de als nicht akzeptabel: "Der Normalverbraucher hat ein Recht darauf, dass das Wasser aus den Spendern und Soda-Geräten nicht schlechter ist als das Trinkwasser aus dem Hahn".

Die Ursache für die Verunreinigung ist nach vor allem, dass die Soda-Geräte nach Hinweisen der meisten Hersteller bloß mit lauwarmen Wasser gereinigt werden sollten.

Zudem ließen sich einige Geräteteile gar nicht säubern. Dort entstehe dann ein gefährlicher Biofilm.

Ähnliche "lebensmittelhygienische Probleme" sieht Daschner bei den "Watercoolern" - den Wasserspendern, die etwa in Banken oder öffentlichen Gebäuden stehen.

Von den in Krankenhäusern genommenen Proben lagen 88 Prozent über dem Grenzwert für Trinkwasser.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung habe die Vertreiber aufgefordert, die Wasserbehälter spätestens alle zwei Wochen auszutauschen, berichtet das Magazin.

Verbraucherschützer raten Kunden dazu, sich an Wasserspendern nur dann zu bedienen, wenn die Geräte in kühler und sauberer Umgebung aufgestellt und gut gepflegt sind.

Herumliegende Becher, Schmutz- oder Tropfspuren könnten Anzeichen für mangelnde Pflege und Wartung sein.

Zudem sollten Durstige auf weitere Anzeichen achten, aus denen auf eine negativ beeinflusste Wasserqualität geschlossen werden könne.

Dazu gehörten die Erreichbarkeit von Zapfhahnöffnung und Trinkbechern für spielende Kinder, Standorte im direkten Sonnenlicht, in Heizungsnähe, in staubigen, schlecht belüfteten und feuchten Räumen oder in der Nähe von Toiletten.

Der Absatz von Haushaltsgeräten zur Selbstproduktion von Sodawasser ist dem Spiegel zufolge in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

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