Infektionskrankheiten:Wo kommen all die Seuchen her?

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Von der Pest bis zur Grippe - fast jede Infektionskrankheit stammt von Tieren. Begonnen hat die Geschichte der Seuchen, als der Mensch sesshaft wurde.

Josephina Maier

Als der Mensch sesshaft wurde, kamen die Seuchen. In den ersten Dörfern lebten die Menschen nicht nur in unmittelbarer Nähe zu ihren Haustieren, sondern auch zu deren Krankheitskeimen.

Einer der bekanntesten Krankheitsüberträger ist die Wanderratte. (Foto: Foto: dpa)

Wenn die Bakterien oder Viren nicht vom Vieh selbst kamen, stammten sie von Wildtieren, die oft Futter und Revier mit ihren domestizierten Artgenossen teilten.

"Damit ein Erreger nicht nur einmal überspringt, sondern bleibt, muss eine Gruppe von Wirten eine bestimmte Größe haben", sagt Thorsten Wolff vom Robert-Koch-Institut in Berlin.

Als Menschen begannen in größerer Zahl zusammenzuleben, schafften viele Erreger den Sprung zum neuen Wirt.

Fast alle großen Infektionskrankheiten sind nach der Auffassung des amerikanischen Seuchenforschers Jared Diamond so genannte Zoonosen - Seuchen, die vom Tier auf den Menschen übergesprungen sind.

Im Fall von Masern und Pocken lässt sich der genaue Infektionsweg heute nicht mehr nachvollziehen, der Ursprung anderer Seuchen, etwa von Pest und Aids ist allerdings aufgeklärt.

Neue Tierarten mit fremden Erregern

Die moderne Globalisierung verschafft nicht nur Menschen, sondern auch Keimen die Möglichkeit, in wenigen Stunden um die Welt zu reisen. Der Ausbreitung einer Infektion sind damit praktisch keine Grenzen mehr gesetzt. Weil der Platz auf dem Planeten begrenzt ist, nimmt der Mensch zunehmend die letzten unberührten Lebensräume der Erde in Besitz. Dabei stößt er auch auf neue Tierarten, deren Erreger dem menschlichen Immunsystem völlig fremd sind.

Hat sich erst einmal jemand infiziert, spielt es kaum mehr eine Rolle mehr, wo auf der Welt er sich befindet. Er muss bloß ins Flugzeug steigen, um die Seuche jeder regionalen Kontrolle zu entziehen. "Zoonosen gehen uns heute leider alle etwas an", sagt Mark Woolhouse, Epidemiologe an der University of Edinburgh in Schottland. Dass Infektionsbiologen mitunter ein düsteres Bild der Zukunft zeichnen, ist nicht zuletzt eine Folge des Klimawandels.

"Mit den steigenden Temperaturen werden auch neue Erreger in die gemäßigten Zonen vorrücken", sagt Herbert Schmitz vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut. Ein bis zwei neue Infektionskrankheiten verzeichnet das Robert-Koch-Institut jedes Jahr - die meisten davon sind Zoonosen.

© SZ vom 12.04.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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