Infektionskrankheiten:Klimawandel fördert Malaria nicht

Durch den Klimawandel breiten sich die Moskitos aus. Doch das Malaria-Problem wird dadurch kaum verschärft.

Christopher Schrader

Der Klimawandel bedroht auch die Gesundheit vieler Menschen, weil sich Krankheitserreger in neue Gebiete ausbreiten, sagen Forscher.

Malariamücke, dpa

Durch den Klimawandel breitet sich die Malariamücke zusammen mit den von ihr übertragenen Plasmodium-Parasiten in neuen Gebieten aus.

(Foto: Foto: dpa)

Mindestens für einen der größten Killer weltweit, die Malaria, gibt eine Gruppe um Simon Hay von der Universität Oxford jetzt aber Entwarnung. Die Menschheit habe mehr als genügend Mittel, einer Invasion des von Mücken übertragenen Plasmodium-Parasiten zu begegnen.

Der effektive Einsatz von Medikamenten und von mit Insektenmitteln imprägnierten Moskitonetzen habe einen hundertmal so großen Einfluss auf Infektionsraten wie der Klimawandel.

"Die internationale Gemeinschaft hat eine beispiellose Chance, diese Bürde mit den existierenden Mitteln zu lindern", sagt Hay. "Wenn sie versagt, kann sie es kaum auf den Klimawandel schieben."

Die Forscher stellen in ihrem Aufsatz die Verbreitungsgebiete der Malaria in den Jahren 1900 und 2007 gegenüber (Nature, Bd.465, S.342, 2010). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Leiden auch im Süden Amerikas, in Portugal, Andalusien und Italien endemisch.

Nicht zwangsläufig mehr Infizierte

Dort wurde es durch das Trockenlegen von Sümpfen verdrängt. Immer noch sind aber 2,4 Milliarden Menschen im tropischen Afrika und Asien bedroht; jedes Jahr gibt es eine Million Todesfälle.

Doch selbst dort habe die Intensität der Ansteckung abgenommen, sagen die Forscher. Dass sich Mücken und Malaria in neue Gebiete ausdehnen, muss daher nicht unbedingt zu einer höheren Zahl von Infizierten oder Toten führen.

Allerdings gleicht der Einspruch der Forscher ein wenig dem Einrennen offener Türen. Die Organisationen, die sie übertriebener Schätzungen beschuldigen, haben in der Regel vorsichtig argumentiert.

Die Weltgesundheitsorganisation spricht meist nur vom zunehmenden Risiko, sich anzustecken. Und der Weltklimarat IPCC macht "gemischte Effekte" aus, die der Klimawandel auf die Malaria haben könnte. In manchen Gebieten könne die Ansteckungsgefahr wegen Dürre auch zurückgehen.

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