Süddeutsche Zeitung

Infektionskrankheit:Forscher wollen Vogelgrippevirus ansteckender machen

In China hat das Virus dieses Jahr bereits 40 Menschen getötet, es könnte sogar eine Pandemie auslösen. Nun wollen Forscher den Erreger H7N9 im Labor so verändern, dass er leichter von Mensch zu Mensch springt. Und sie haben gute Gründe dafür.

Von Katrin Blawat

Das Vogelgrippevirus H7N9 soll in Laborexperimenten so verändert werden, dass es unter anderem ansteckender wird.

Solche Studien, in denen der Erreger neue, potenziell gefährliche Eigenschaften erhält (Gain-of-Function-Experimente), kündigen Virologen um Ron Fouchier von der Erasmus Universität in Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka von der University of Wisconsin-Madison gleichzeitig in den Fachmagazinen Nature und Science an.

Der Erreger H7N9 hat in der ersten Hälfte dieses Jahres mehr als 130 Menschen in China infiziert, etwa 40 Menschen getötet und könnte eine Pandemie auslösen.

Die Experimente sollen zum Beispiel klären, wie stark sich das Virus verändern müsste, um leicht von Mensch zu Mensch zu springen und eine Pandemie hervorzurufen. Mit diesem Wissen ließen sich das Gefahrenpotenzial des Virus besser einschätzen und Gegenmaßnahmen schneller entwickeln, argumentieren die Forscher.

Dass sie ihre Experimente in dieser Form ankündigen, ist ungewöhnlich. Fouchier und Kawaoka reagieren damit auf eine heftige Debatte im vergangenen Jahr. Damals hatten beide Teams ähnliche Experimente wie die nun geplanten mit anderen Vogelgrippestämmen (H5N1) gemacht. Wegen Sicherheitsbedenken und der Angst vor Bioterrorismus wurden die Studien zunächst nicht veröffentlicht.

Vogelgrippeforscher verpflichteten sich daraufhin, derartig umstrittene Experimente vorerst auszusetzen. Nach einem Jahr wurden sie wieder aufgenommen, nachdem die Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) der USA neue Regeln für solche Studien aufgestellt hatten. Auch für die nun geplanten Experimente gelten besondere Sicherheitsstufen und eine spezielle Begutachtung, betonen NIH-Mitarbeiter in den beiden Magazinen.

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Quelle:
SZ vom 08.08.2013/mcs
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