Impfung:Ein Pflaster gegen Viren

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US-Wissenschaftler haben ein Pflaster entwickelt, mit dem die Impfung gegen Grippeviren effektiver sein soll als mit Spritzen. Zudem könnten die Mikronadelpflaster möglicherweise die Ausbreitung von HIV und Hepatitis bremsen.

Ein neu entwickeltes Impfpflaster könnte die Grippeimpfung eventuell einfacher und effektiver machen. Das berichten US-Wissenschaftler vom Georgia Institute of Technology und der Emory University in der Onlineausgabe der Fachzeitschrift Nature Medicine.

Das von Sean Sullivan und seinem Team entwickelte Impfpflaster im Größenvergleich mit einer US-amerikanischen Nickelmünze. (Foto: Sean Sullivan)

Die mikroskopisch kleinen Nadeln des Pflasters lösen sich nach der Impfung in der Haut auf und verbessern offenbar die Immunisierung gegen die Influenzavieren.

Die Wirkung ihres Pflasters haben die Forscher um Sean Sullivan bislang an Mäusen getestet. Sie verabreichten einer Gruppe von Mäusen die Grippeschutzimpfung über herkömmliche Spritzen in die Muskeln, eine weitere Gruppe wurde mit Hilfe der Pflaster geimpft.

30 Tage später wurden die Tiere mit dem Influenzavirus infiziert. Beide Gruppen zeigten sich resistent gegen das Virus. Drei Monate nach der Impfung setzten die Wissenschaftler die immunisierten Mäuse erneut Grippeviren aus. Dabei stellten sie fest, dass das Immunsystem der mit Mikronadeln geimpften Tiere die Viren nun besser bekämpfte als das ihrer Artgenossen, die mit herkömmlichen Nadeln behandelt worden waren.

"In dieser Studie haben wir gezeigt, dass man mit einem sich auflösenden Mikronadelpflaster mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser gegen Grippe impfen kann als mit einer herkömmlichen Nadel", sagt Mark Prausnitz vom Georgia Institute of Technology.

Das Impfpflaster ist mit Hunderten mikroskopisch kleinen Nadeln ausgestattet, die den Grippeimpfstoff enthalten und diesen beim Aufkleben des Pflasters direkt an die Haut abgeben. Danach lösen sich die Nadeln auf und der Patient kann das Pflaster selbständig entfernen.

"Die Haut ist ein besonders attraktives Gebiet für die Immunisierung, weil sie eine Fülle von Zellen enthält, die wichtig für die Erzeugung von immunologischen Abwehrreaktionen sind", sagt Richard Compans, Professor für Mikrobiologie an der Emory University School of Medicine. Dieses Verfahren könnte die Impfung durch herkömmliche Nadeln ersetzen und es auch Menschen ohne medizinische Ausbildung ermöglichen, Impfungen einfach und schmerzlos zu verabreichen. Die Möglichkeit von Selbstimpfungen während Pandemien oder im Rahmen großangelegter Immunisierungsprogramme in Entwicklungsländern könnten so vereinfacht werden, hoffen die Experten.

Darüber hinaus könnten solche Pflaster auch die Ausbreitung von Krankheiten wie HIV und Hepatitis B bremsen. In vielen Teilen der Welt werden aufgrund einer schlechten medizinischen Infrastruktur Nadeln mehrfach verwendet, was ein hohes Infektionsrisiko darstellt.

Die Mikronadeln des Pflaster bestehen aus einem polymeren Stoff, der für den menschlichen Körper als unbedenklich gilt. Doch bevor die Pflaster auf den Markt kommen können, müssten sie in klinischen Studien an Menschen auf ihre Sicherheit und Effektivität hin getestet werden.

Bislang wurde nur eine Impfung gegen Grippeviren getestet. Die Technik könnte aber auch zur Immunisierung gegenüber anderen Krankheitserregern nützlich sein, schreiben die Wissenschaftler. Zudem ließen sich Kosten vermeiden: Die Herstellung sei nicht teurer als die herkömmlicher Impfnadeln. Außerdem würden die Gesamtkosten einer Immunisierung reduziert, da auf medizinisches Fachpersonal und die Abfallbeseitigung verzichtet werden könnte.

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