Im Treibhaus:Paradies für Schädlinge

Je wärmer es wird, desto stärker vermehren sich Pflanzenschädlinge und desto mehr fressen sie: So könnten sich Ernteverluste wertvoller Nutzpflanzen durch den Klimawandel drastisch erhöhen. Den europäischen Weizen könnte es besonders hart treffen.

Von Stephanie Göing

Nicht nur mit Trockenheit oder extremem Wetter muss die Landwirtschaft in Zukunft klarkommen: Auch Ernteverluste aufgrund von Schädlingen könnten sich durch den Klimawandel drastisch erhöhen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die im Fachmagazin Science veröffentlich wurde. US-amerikanische Forscher berechneten, wie sich wärmere Temperaturen auf Insekten und Nutzpflanzen auswirken könnten. Ihre Prognose: Pro Anstieg um ein Grad Celsius könnten schädlingsbedingte Ernteverluste bei Weizen, Reis und Mais um zehn bis 25 Prozent zunehmen. Besonders betroffen seien die gemäßigten Zonen - also genau die Bereiche, in denen viele Anbaugebiete wichtiger Grundnahrungsmittel liegen. Weizen, Reis und Mais machen aktuell 42 Prozent der gesamten menschlichen Ernährung aus. Bereits heute vernichten Schadinsekten fünf bis 20 Prozent davon. Bei ansteigenden Temperaturen werden die Schädlinge jedoch nicht nur zahlreicher, sondern auch hungriger, schreiben die Forscher um Curtis Deutsch von der University of Washington in Seattle. Denn bei Wärme erhöhe sich ihr Stoffwechsel, weshalb sie mehr Nahrung benötigen.

In tropischen Bereichen seien bereits optimale Temperaturen für Insekten erreicht. Dort könnte eine weitere Erwärmung eher zu einer Dezimierung der Populationen führen. Für nördlichere Regionen dagegen prognostizieren die Wissenschaftler eine erhöhte Wachstumsrate und einen gesteigerten Energiebedarf der Schädlinge - zum Schaden der Nutzpflanzen. Bei europäischem Weizen könnten schädlingsbedingte Ernteverluste nach den Vorhersagen sogar um 50 bis 100 Prozent steigen. Die Landwirtschaft werde sich durch den Klimawandel verändern, schreiben die Forscher. Neue Fruchtfolgen aber auch ein stärkerer Einsatz von Insektiziden könnten die Folgen sein.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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