Für die meisten Forscher ist die Auszeichnung mit einem "Ig-Nobelpreis" ein großer Spaß: Bei der schrillen Zeremonie in einer noblen Aula der Harvard University gibt es unter anderem zehn Billionen Dollar zu gewinnen. Zimbabwe-Dollar versteht sich - leider gibt es die Währung nun gar nicht mehr, aber auch sonst würden die zuletzt umgerechnet 40 US-Cent den Geldbeutel nicht allzu prall füllen. "Ig-Nobel" ist ein Wortspiel, das Adjektiv "ignoble" bedeutet so viel wie "unwürdig". Der Preis versteht sich als scherzhafte Auszeichnung für Forschung, die es üblicherweise nicht in die Schlagzeilen schafft - überreicht wird er aber von echten Nobelpreisträgern.
Bei Volkswagen dürfte die Freude verhaltener ausfallen - der Autohersteller wurde vergangene Nacht in Cambridge bei Boston für die Abgasaffäre in der Kategorie "Chemie" ausgezeichnet. VW sei es gelungen, so die Jury, "exzessive Automobil-Schadstoffemissionen" zu senken - wenn ein Auto gerade getestet wird. Als "Referenz" fügen die Organisatoren die Originalmeldung der US-Umweltbehörde bei, die den Betrug öffentlich machte.
Friedenspreis für das Erkennen von Bullshit
Auch der Preis in Medizin ging nach Deutschland: Neurologen um Christoph Helmchen von der Universität Lübeck überzeugten mit der Entdeckung, dass man ein Jucken auf der linken Körperseite damit bekämpfen kann, dass man in den Spiegel blickt und sich auf der rechten Seite kratzt - und andersherum. "Man kann sein Gehirn austricksen", sagte Andreas Sprenger von der Universität Lübeck, der zur Gala angereist war.
Ziemlich verzwickt war das Experiment, das mit dem Preis in Psychologie geehrt wurde. Belgische und niederländische Forscher hatten eintausend notorische Lügner befragt, wie oft sie lügen - um sich dann den Kopf darüber zu zerbrechen, ob die Antworten nicht auch gelogen sein könnten. Zwei Japaner widmeten sich der Frage, ob Gegenstände anders aussehen, wenn man sich vornüberbeugt und sie zwischen den eigenen Beinen betrachtet - damit heimsten sie den Preis der Kategorie "Wahrnehmung" ein.
Würdig für den "Friedenspreis" ist eine Arbeit der kanadischen Universität Waterloo, "Über die Rezeption und das Erkennen von pseudo-profundem Bullshit". In dem Experiment konfrontierten die Forscher Probanden mit scheinbar bedeutungsvollen Sätzen, die jedoch nur hochtrabende Wörter enthielten. Zum Beispiel: "Die Ganzheit beruhigt infinite Phänomene." Oder: "Vorstellung steckt innerhalb exponentieller Raum-Zeit-Ereignisse." Anhand der Reaktionen der Teilnehmer entwickelten die Wissenschaftler eine "Bullshit Rezeptivitäts-Skala", mit der sich die Anfälligkeit einer Person, von unsinnigen Sätzen geblendet zu werden, messen lässt.
Persönlichkeit der Steine
Die im Fach Wirtschaft ausgezeichnete Studie widmet sich der Frage, welche "Markenpersönlichkeit" verschiedene Steine haben. Mehr als 200 Studenten beurteilten dazu drei verschiedene Steine, inwieweit auf sie Eigenschaften wie "freundlich", "cool" oder "Down to Earth", also bodenständig (die am meisten gewählte Kategorie) zutreffen.
Der Literaturpreis ging an den schwedischen Insektenkundler Fredrik Sjöberg, der kürzlich eine dreibändige Autobiografie über die Freuden des Sammelns von Fliegen veröffentlichte, "En Flugsamlares Vag" ("Der Pfad eines Fliegensammlers").
Die meisten Preisträger reisten persönlich nach Harvard, um ihre Trophäe - eine Plastikuhr - entgegenzunehmen. VW schickte keinen Vertreter. "Der Gewinner konnte oder wollte heute Abend nicht bei uns sein", sagte Moderator Marc Abrahams.