Identifizierung von Falschmünzen:Der Klang des Geldes

Geldmünzen haben einen charakteristischen Klang, wenn sie aufs Pflaster fallen. Ein japanischer Polizist hat nun eine Methode entwickelt, mit Hilfe solcher Geräusche falsche Münzen zu entdecken.

Helmut Martin-Jung

Ihr Klimpern in der Hosentasche, das elektrisierende Geräusch, wenn eine aufs Pflaster fällt - Geldmünzen haben einen charakteristischen Klang, der einen unwillkürlich den Blick wenden lässt.

Identifizierung von Falschmünzen: In Großbritannien arbeiten Spezialisten bei der Münzbehörde daran, Geldfälschungen anhand des Klanges zu identifizieren.

In Großbritannien arbeiten Spezialisten bei der Münzbehörde daran, Geldfälschungen anhand des Klanges zu identifizieren.

(Foto: Foto: AP)

In Großbritannien arbeiten deshalb sogar Spezialisten bei der Münzbehörde, die Fälschungen anhand ihres Klanges identifizieren können. Doch nur mit dem Ohr vermögen sie lediglich plump nachgemachte Münzen zu erkennen. Das könnte sich nun aber ändern. Der japanische Polizist Mototsugo Suzuki, Mitarbeiter des Untersuchungslabors der Tokioter Stadtpolizei, hat eine Methode entwickelt, mit der sich Münzfälschungen mit großer Sicherheit anhand des Klangbildes nachweisen lassen.

500-Yen-Münzen spielen in Japan in Automaten eine große Rolle, wegen ihres vergleichsweise hohen Wertes von gut drei Euro lohnt es sich für Fälscher, aktiv zu werden. Das taten sie auch. Zeitweise waren so viele gut gemachte Fälschungen im Umlauf, dass die Behörden eine Zeitlang keine neuen 500-Yen-Münzen mehr ausgaben. Suzukis Methode, die er im Fachblatt Forensic Science (Bd.177, S.5, 2008) erläutert, baut auf bereits bekannten Verfahren auf.

Er lässt die Münzen eine etwa 15 Zentimeter lange schiefe Ebene hinabrutschen. Am Ende fallen sie auf einen Block aus Messing und von dort etwa 30 Zentimeter durch die Luft, bis sie auf einem weichen, schockabsorbierenden Material landen.

Für Suzuki interessant ist die Zeit, in der die Geldstücke sich im Fall befinden. Den Klang, den sie dabei von sich geben, zeichnete er mit einem hochwertigen Mikrofon und einem Laptop auf. Anschließend - und das ist das Neue an seiner Methode - analysierte er am Computer die dabei gewonnenen Daten von 300 echten Münzen, die zwischen 2001 und 2004 hergestellt wurden, und von gut hundert Falschmünzen, deren Stempel die Jahreszahlen 2001 bis 2003 trugen.

Das Ergebnis war frappierend eindeutig. Die echten Münzen wiesen in ihrem Klangspektrum vier deutlich erkennbare Spitzen auf, ein Teil der gefälschten aber nur drei. Er stieß zwar auch auf Fälschungen, die ebenfalls vier Spitzen in ihrem Klangspektrum zeigten, aber - wie die tiefergehende Analyse ergab - an anderer Stelle.

Biss in die Goldmünze

Seit es Geldmünzen gibt, werden sie gefälscht. Zu den ältesten nachgewiesenen Beispielen zählen falsche römische Denare. Die Tongussformen, mit denen sie hergestellt wurden, kann man noch heute im Römermuseum von Rißtissen, einem Stadtteil von Ehingen in Baden-Württemberg, besichtigen.

Während das Fälschen von Gold- oder Silbermünzen, die man mit einem Biss auf Echtheit prüfte, wegen des hohen Wertes sehr lukrativ war, lohnt sich heute das Nachahmen von Münzen nur, wenn es im großen Stil betrieben wird. Genau das aber wird offenbar gemacht. Die Bundesbank registrierte allein im Jahr 2007 etwa 82000 gefälschte Euro-Münzen, die meisten davon waren falsche Zwei-Euro-Stücke.

Im Umlauf dürften aber mehr sein. Viele falsche Münzen sind zwar schlampig gemacht und deshalb leicht als Fälschungen zu erkennen. Aber wer sieht sich schon jede Münze genau an, die er in die Hand nimmt? Es gibt aber auch Fälschungen von hoher Qualität, bei denen die üblichen Methoden der Erkennung versagen. Oft sind bei Fälschungen die geriffelten Ränder unregelmäßig, die Bilder heben sich nur undeutlich vom Münzgrund ab und die Schrift im Rand der Münzen ist oft kaum lesbar.

Um plumpe Fälschungen zu erkennen, die für Automaten entwickelt werden, reicht oft schon ein Magnet aus. Falschmünzen sind in vielen Fällen überhaupt nicht oder aber sehr stark magnetisch. Echte Münzen dagegen sind nur schwach magnetisch, manche sogar nur an bestimmten Stellen.

Die Ein-Euro-Münze beispielsweise besteht aus einem dreischichtigen Verbund einer Kupfer-Nickel-Legierung, die auf einen Kern aus Nickel gewalzt wird. Das Material, das von einer Thyssen-Krupp-Tochter hergestellt wird, ist schwach magnetisch, seit 1969 wurde es für deutsche Münzen, zum Beispiel für Zwei- und Fünfmarkstücke verwendet.

In der deutschen Bundesbank wird alles Geld, das von Banken eingeschickt wird, maschinell auf Echtheit überprüft. Deshalb hat man dort auch einen Überblick, wie viel Falschgeld in etwa im Umlauf ist. Die Geräte prüfen elektrischen Widerstand, Magnetismus, Größe, Dicke und Verbiegungen. Außerdem werden die Münzen fotografiert und mit Bildern der originalen Münzen verglichen.

Hologramm im Metall

Im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projektes Simulan untersuchte ein Konsortium aus Forschern und Firmen, wie sich echte Münzen mit Hologrammen kennzeichnen lassen, die nur schwer zu fälschen sind. Mit einem speziell entwickelten Lasergerät wurden dabei feine, lichtbeugende Strukturen in der Metalloberfläche erzeugt, die nur wenige Zehntausendstel Millimeter groß sind.

Diese Strukturen werden periodisch angelegt, wie Peter Simon, Leiter der Abteilung Ultrakurzpuls-Photonik beim Laser-Laboratorium Göttingen, erläutert. Das Ergebnis ist ein etwa ein Quadratmillimeter kleiner Fleck, der in einer Vertiefung der Münze untergebracht wird, damit die feinen Strukturen sich nicht abreiben. Zum Schutz wird er außerdem mit einer Art transparentem Lack überzogen.

Lasergeräte, die derart feine Strukturen erzeugen können, seien auf dem Markt überhaupt nicht zu kaufen, sagt Simon, dessen Einrichtung das Projekt koordiniert hat. "Wissenschaftlich und technisch war es ein großer Erfolg", sagt er. Ob Euromünzen irgendwann tatsächlich mit dem Laser erzeugte Hologramme tragen werden, ist unklar. Das Projekt wurde zwar schon 2006 abgeschlossen, doch die Mühlen der europäischen Bürokratie mahlen eben langsam. "Da müssen viele Kommissionen beraten", sagt Simon.

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