Hygiene in Krankenhäusern:Im Griff der Keime

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Verunreinigte Nahrung in einem Mainzer Krankenhaus kostet zwei Babys das Leben. Münchner Kliniken werden von einem Hygieneskandal geplagt. Sind Patienten überall von mangelnder Sauberkeit bedroht?

Berit Uhlmann

In München klebte in gleich mehreren Kliniken der Schmutz sichtbar am Operationsbesteck. Eine private Schönheitsklinik ist wegen gravierender Hygienemängel geschlossen. Und nun kommt aus Mainz die Nachricht, dass drei Säuglinge gestorben sind, weil ihre Spezialnahrung mit Darmbakterien verunreinigt war.

Gerade bei der Versorgung von Neu- und Frühgeborenen ist Hygiene wichtig. (Archivfoto aus dem Jahr 1997) (Foto: dpa)

Noch ist nicht sicher, wie es zu den Infektionen in Mainz kam, aber alles deutet auf ein Hygieneproblem hin. Vermutlich hat ein Mitarbeiter seine Hände nicht gründlich genug gereinigt. Ist, wer sich hilfesuchend in die Obhut der Medizin begibt, nirgends mehr sicher?

500.000 bis eine Million Patienten ziehen sich jährlich in deutschen Kliniken Infektionen zu, die sie bei ihrer Einweisung noch nicht hatten. Dennoch sind die Fälle unterschiedlich und schwer zu vergleichen. "Gerade Neugeborenenstationen und Apotheken haben sehr rigide Hygienevorschriften", sagt Petra Gastmeier, Professorin am Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Berliner Charité. In der Regel ist das Personal dort hervorragend geschult und verantwortungsbewusst. So wird auch in der Apotheke der Mainzer Uniklinik die Nahrung für die Neugeborenen gewöhnlich unter strengen Vorschriften hergestellt. Keime werden im so genannten Reinraum aus der Luft gefiltert. Die Mitarbeiter tragen gleich zwei Paar Handschuhe übereinander, die sie regelmäßig wechseln.

Auch habe die Klinik, nach allem, was bekannt ist, "aufmerksam und vorbildlich reagiert", sagt Gastmeier. Die Klinik hat eigenen Angaben nach die Herstellung der Flüssignahrung sofort umgestellt. Vorsichtshalber wurden die Grundprodukte der Nahrung, die Bestecke, das Personal und das Mischverfahren der für jeden Säugling individuell zusammengestellten Nährlösung geändert. "Insgesamt sind Hygienemängel in Säuglings-Intensivstationen und Apotheken deutschlandweit sehr selten", bilanziert die Medizinerin.

Wesentlich häufiger finden sich Verunreinigungen mit Bakterien auf den normalen, offenen Stationen. Gewohnheit schleift dort die eigentlich erlernte Gründlichkeit bei der Handhygiene ab. Zeitdruck und Personaleinsparungen verschlechtern die Situation. Eine gründliche Händedesinketion dauert 30 Sekunden. Was kurz wirkt, wird zum Zeitproblem, wenn es wiederholt ausgeführt werden und in Pflegepläne eingepasst werden muss, in denen alle Handlungen minutengenau getaktet sind. "Wenn Hygieniker dann von Pflegern verlangen, dass sie sich nun nicht nur zehn Mal, sondern zwanzig Mal pro Stunde die Hände desinfizieren sollen, kommen sie bereits in Zeitnot", erläutert Gastmeier.

Dennoch lässt sich Hygiene verbessern. Seit zwei Jahren versucht die Aktion "Saubere Hände" mit Hilfe von Schulungen, Postern und Checklisten, mehr Sauberhkeit durchzusetzen. Etwa ein Drittel aller Krankenhäuser beteiligt sich. Ihre Ärzte und Pfleger greifen in etwa drei von vier eigentlich notwendigen Fällen zum Desinfektionsmittel, lautete vor wenigen Monaten das Ergebnis einer Studie. In anderen Kliniken desinfiziert sich das Personal im Schnitt nur in der Hälfte aller nötigen Fälle die Hände. Bei diesen Verbesserungen ist nicht nur das Engagement des einzelnen Pflegers entscheidend, sondern auch Management und Klima in der Klinik. Die besten Ergebnisse erzielen laut Gastmeier die Kliniken, bei denen auch Chefärzte als Vorbild fungieren, bei denen Fortbildungen zur Hygiene angeboten und die Ergebnisse kontrolliert werden.

Patienten können unter http://www.praxis-page.de/ash/kliniken.htm einsehen, welche Kliniken sich im Rahmen der Aktion um verbesserte Hygiene bemühen.

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