Tiere:Der Geruch gestresster Menschen verdirbt Hunden die Laune

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Ärgert sich der Mensch, geht es auch dem Hund nicht gut. (Foto: imago stock&people)

Hundebesitzer haben es schon immer gewusst: Die Emotionen von Menschen übertragen sich auf ihren Hund.

Von Tina Baier

Optimisten und Pessimisten gibt es nicht nur unter Menschen, sondern auch bei Tieren. Und genau wie beim Menschen können negative Erfahrungen auch bei vielen Säugetieren, Vögeln und sogar Insekten den Gemütszustand kippen lassen und Optimisten in Pessimisten verwandeln. Schweine zum Beispiel, die in kalter Zugluft stehen, haben negativere Emotionen als Artgenossen, die es warm haben. Dasselbe gilt für Kälbchen, wenn sie mit einem Brenneisen enthornt wurden. Und sogar bei Bienen bewirken traumatische Erlebnisse – etwa eine Minute kräftig durchgeschüttelt zu werden –, dass sie weniger guten Mutes sind.

Wen wundert es da, dass äußere Einflüsse auch den Gemütszustand von Hunden verändern. Bei den Tieren, die seit Zehntausenden Jahren eng mit Menschen zusammenleben, reicht sogar schon der Geruch eines gestressten Menschen, um ihre Stimmung kippen zu lassen. Das beschreiben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer aktuellen Studie, die gerade in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen ist.

Doch wie findet man überhaupt heraus, in welchem Gemütszustand sich ein Tier befindet? In ihrer Studie nutzten die Forschenden den sogenannten Cognitive-Bias-Test. Die Methode stammt ursprünglich aus der Humanpsychologie, kann aber so abgewandelt werden, dass sie auch bei Hunden und anderen Tieren – wie etwa Bienen, Schweine oder Kälbchen – funktioniert. Die Grundidee: Menschen und eben auch Tiere, die in einem negativen Gemütszustand sind, bewerten eigentlich neutrale Situationen negativer als Lebewesen, denen es psychisch gut geht. Der Klassiker aus der Humanpsychologie ist das halb gefüllte Glas, das von Pessimisten als halb leer interpretiert wird, von Optimisten dagegen als halb voll.

Pessimistische Hunde erwarten keine Belohnung

Für ihre Studie brachten die Forschenden unter anderem Cockerspaniels, Labradoren, Mischlingen und einem Zwergpudel bei, dass eine Schüssel, die links steht, eine leckere Belohnung enthält, während eine Schüssel rechts enttäuschend leer ist. Sobald die Tiere die Bedeutung der unterschiedlichen Positionen gelernt hatten, liefen sie schnell zu der Schüssel, wenn sie links stand, und verschlangen ihre Belohnung. Der rechten Schüssel näherten sie sich dagegen viel langsamer oder ignorierten sie sogar.

Im zweiten Teil des Experiments stellten die Forschenden die Schüssel in die Mitte. Die Optimisten unter den Hunden liefen dort genauso schnell hin wie vorher auf die linke Seite. Offenbar gingen sie fest davon aus, dass die Schüssel eine Belohnung enthielt, auch wenn die Position das nicht eindeutig signalisierte. Die Pessimisten schienen dagegen zu befürchten, enttäuscht zu werden, und näherten sich der „neutralen“ Schüssel nur langsam.

Im dritten Teil des Experiments stand die Schüssel wieder in der Mitte, gleichzeitig bekamen die Hunde den Schweiß gestresster Menschen zu riechen: Die Forschenden hatten ihn bei Freiwilligen gesammelt, die während eines Stresstests vor laufender Kamera Matheaufgaben lösen mussten, während zwei Wissenschaftler in weißen Kitteln sie kritisch ansahen und bei jedem Fehler ein trockenes „Das ist nicht korrekt“ von sich gaben.

Der Geruch des menschlichen Angstschweißes bewirkte, dass auch die Hunde ängstlicher und weniger zuversichtlich wurden. Sie näherten sich der mittigen Schüssel deutlich langsamer, als wenn der Geruch entspannter Menschen oder gar kein Menschengeruch in der Luft lag. Damit ist wissenschaftlich erwiesen, was Hundebesitzer schon lange geahnt haben: Hunde sind empfänglich für menschliche Emotionen. Und wenn „ihr“ Mensch schlecht drauf ist, geht es ihnen auch nicht gut.

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