Das Weltall expandiert neuen Messungen zufolge schneller als erwartet. Das schließen Astronomen um den US-Nobelpreisträger Adam Riess aus Untersuchungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop. Die kosmische Expansionsrate sei etwa fünf bis neun Prozent höher als bislang berechnet. Die Forscher stellen die neue Berechnung im Astrophysical Journal vor. Mit bisherigen kosmologischen Modellen vertragen sich die Forschungsergebnisse nicht gut.
Mit dem Weltraumteleskop Hubble beobachtete das Team um Riess, wie schnell sich Sterne in weit entfernten Galaxien bewegen und bestimmte daraus die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums so genau wie nie zuvor. Diese sogenannte Hubble-Konstante liegt demnach bei 73,2 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec. Ein Megaparsec sind 3,26 Millionen Lichtjahre. Zwei Punkte, die ein Megaparsec voneinander entfernt sind, streben also mit 73,2 Kilometern pro Sekunde auseinander. Das bedeutet, dass in rund zehn Milliarden Jahren astromische Objekte doppelt so weit voneinander entfernt sein werden als heute.
Treibt Dunkle Strahlung die Expansion an?
Der neue Wert ist einigermaßen rätselhaft, da er sich nicht mit Berechnungen für die Zeit kurz nach dem Urknall vereinbaren lässt. Messungen dieses Urknallechos mit den Satelliten WMAP und Planck ergaben bislang eine geringere Expansionsrate. Daher reagieren andere Physiker bislang noch zurückhaltend auf die neuen Zahlen.
Eine mögliche Erklärung für die Diskrepanz könnte ein bislang hypothetisches Elementarteilchen sein, das die Energiebilanz im jungen Universum verändert haben könnte - sogenannte Dunkle Strahlung, erläuterte das europäische Hubble-Informationszentrum in Garching bei München. Auch auf die Natur der noch mysteriösen anderen "dunklen" Komponenten des Weltalls - Dunkle Materie und Dunkle Energie - könnten die neuen Analysen möglicherweise Hinweise liefern.