Hormontherapie in den Wechseljahren:Fatale Pillen

Sie lösen Herzinfarkte, Schlaganfälle und Thrombosen aus - Hormone in den Wechseljahren sind seit Jahren umstritten. Nun sollen sie auch Lungenkrebs fördern.

Der Nutzen einer Hormontherapie in den Wechseljahren ist spätestens seit dem Jahr 2002 umstritten. Damals hatten amerikanische Ärzte in einer gründlichen Studie mehr als 16000 Frauen untersucht, von denen die Hälfte eine Hormonkombination, die andere Hälfte ein Scheinmedikament bekam.

Nach fünfeinhalbjähriger Dauer wurde die Studie abgebrochen, weil Frauen mit Hormontherapie eindeutig mehr Herzinfarkte, Schlaganfälle, Embolien, Thrombosen und auch häufiger Brustkrebs bekamen - dem stand der Vorteil von weniger Knochenbrüchen und weniger Dickdarmkrebs gegenüber. Nun hat eine nachträgliche Auswertung der Patientinnen-Daten ergeben, dass die Hormone offenbar auch die Zahl der Todesfälle durch Lungenkrebs erhöhen (Lancet, online).

Weniger Hormone seit 2002

Nach Bekanntwerden der als WHI-Studie bezeichneten Untersuchung von 2002 war die Menge der verordneten Hormone in vielen Ländern zurückgegangen. Die Ärzte um Rowan Chlebowski hatten die Frauen aus der Studie aber noch mehrere Jahre weiter beobachtet, nachdem die Therapie abgebrochen worden war. Den Medizinern war aufgefallen, dass mehr Frauen in der Gruppe starben, die Hormone bekommen hatte. Offenbar ging dies auf vermehrte Fälle von Lungenkrebs zurück. Von den etwas mehr als 8000 Frauen, die Hormone geschluckt hatten, starben 73 - in der Placebogruppe waren es hingegen nur 40 von 8000 Frauen.

Östrogene docken an Krebszellen an

Auf welche Weise Hormone zum Tod durch Lungenkrebs beitragen könnten, ist ungewiss. Bekannt ist allerdings, dass viele Krebszellen Andockstellen für Östrogene aufweisen. Werden diese Rezeptoren durch erhöhte Hormonkonzentrationen im Blut vermehrt angesprochen, führt dies zumindest im Laborversuch zum Wachstum der Krebszellen.

© SZ vom 22.09.2009/bart/jug - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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