Männer mit einem großen Freundeskreis produzieren weniger Testosteron. Wer hingegen als einsamer Kämpfer durch das Leben schreitet und nur wenige soziale Kontakte pflegt, verfügt offenbar über einen höheren Spiegel des männlichen Sexualhormons. Das berichten die Anthropologen Lee Gettler und Rahul Oka von der Universität Notre Dame im Fachmagazin Hormones and Behaviour (online vorab). Was hinter dieser Beobachtung steckt, konnten die beiden Wissenschaftler jedoch nicht mit absoluter Sicherheit klären: Vielleicht fällt es Männern mit niedrigem Testosteronspiegel leichter, einen engen Freundeskreis und nahen Kontakt zur Familie zu pflegen; oder aber ein Leben in enger Bindung zu anderen Menschen führt dazu, dass im Körper der auf diese Weise domestizierten Männer weniger Sexualhormon produziert wird. Wahrscheinlich seien beiden Mechanismen am Werk, argumentieren die Anthropologen.
Das männliche Sexualhormon steht nicht im besten Ruf. Ein hoher Testosteronspiegel wird mit Dominanzgebaren, aggressivem Verhalten, einer erhöhten Risikoneigung und auch mit einem etwas schlechteren Immunsystem in Verbindung gebracht. In vielen Studien quer durch zahlreiche Kulturen haben Wissenschaftler hingegen immer wieder die Beobachtung gemacht, dass Männer weniger Testosteron produzieren, sobald sie Väter werden und sich um den eigenen Nachwuchs kümmern. Was wiederum ihre Neigung zum empathischem Empfinden und zu emotionaler Wärme verstärkt.
Dazu passen die Ergebnisse der Anthropologen, die auf den Daten von 371 Männern im Alter von mehr als 40 Jahren beruhen. Die Zahl der engen sozialen Kontakte korrelierte mit dem gemessenen Testosteronspiegel. Wer mehr als vier Menschen in seinem Leben hatte, auf deren Unterstützung er sich verlassen konnte, produzierte weniger Sexualhormon als Probanden mit einem kleineren Netzwerk. Am meisten Testosteron schütteten die Einzelgänger aus.