Hoffnung auf die Kohle:Nur Schall und Rauch?

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Kohle gilt als Eckpfeiler der Energieversorgung. Doch eine neue Berechnung sieht die Reserven schon in 100 Jahren erschöpft.

Ute Kehse

Kohle galt bisher als sichere Energie-Reserve. Doch schon bald könnte die Fördermenge ihren Höhepunkt erreichen und anschließend zurückgehen. Dieser Zeitpunkt sei nicht mehr allzu fern, sagte David Rutledge vom California Institute of Technology in Pasadena vor einigen Tagen auf der Tagung der Geological Society of America in Portland, Oregon. Die Welt könne noch 676 Milliarden Tonnen Kohle fördern. Bei einem jährlichen Konsum von etwas mehr als sechs Milliarden Tonnen (Stand 2007), reiche das gut 100 Jahre.

Haben die Luftverschutzer bald ausgedient? Europas größtes Kohlekraftwerk im polnischen Belchatow. (Foto: Foto: Reuters)

Rutledge ist kein Geologe, sondern Elektroingenieur, aber ein geachteter Seiteneinsteiger auf dem Gebiet. Er stützt seine Aussagen auf eine statistische Methode, die er aus der Erdölförderung adaptiert hat. Dort lässt sich die insgesamt in einer Region verfügbare Menge in vielen Fällen aus der jährlichen Produktion hochrechnen.

Rutledge hat das Verfahren zum Beispiel auf historische Kohle-Daten aus Großbritannien angewendet. Dort wurden letztlich nur 18 Prozent der Menge gefördert, die eine königliche Kommission 1871 angegeben hatte. Mithilfe der statistischen Methode hätte man bereits 1900 die bis heute erzielte Gesamtmenge bestimmen können, sagt Rutledge.

Dennoch sind seine Daten umstritten. Robert Milici vom Geologischen Dienst der USA stellte in Portland Berechnungen vor, wonach zumindest die US-Kohleförderung bis 2060 und 2100 wächst, bevor ein Nachlassen erkennbar wird. Zudem haben Geologen auf allen Kontinenten nach Angaben der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover mehr als 20.000 Milliarden Tonnen Braun- und Hartkohle aufgespürt. Allein an Steinkohle ließen sich zu heutigen Preisen und mit heutiger Technik mehr als 800 Milliarden Tonnen fördern.

"Die reichlich vorhandene Kohle wird weiterhin ein Eckpfeiler der Energieversorgung bleiben", sagte Frank Clemente von der Pennsylvania State University auf der Konferenz. Durch technische Fortschritte und steigende Preise könnten riesige Kohlevorkommen erschlossen werden, deren Abbau sich bisher nicht lohne.

Rutledge aber verbindet seine Resultate mit wiederum umstrittenen Klimaprognosen. Der Weltklimarat IPCC habe die Menge an Kohle, Öl und Gas zu hoch angesetzt. Stimmen hingegen Rutledges Zahlen, könnte die Menschheit gar nicht mehr so viel CO2 freisetzen, wie es der IPCC selbst in seinen optimistischsten Szenarien annimmt.

© SZ vom 27.10.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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