Hochwasser und Klimawandel:Wo in Zukunft weltweit Überschwemmungen drohen

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Hochwasser in Ungarn - in Zukunft wird es eher in Südostasien, Indien, Ostafrika und den nördlichen Anden Flutkatastrophen geben, sagen japanische Forscher

(Foto: AFP)

Japanischen Wissenschaftlern zufolge wird es in Nord- und Osteuropa seltener, in Südostasien, Indien, Ostafrika und den nördlichen Anden dagegen häufiger Hochwasser geben. Ein deutscher Experte ist skeptisch.

In vielen Teilen Nord- und Osteuropas könnte es einer Studie zufolge durch den Klimawandel künftig seltener zu Hochwassern kommen. Dies sagen Forscher um Yukiko Hirabayashi von der Universität von Tokio voraus.

Deutlich häufiger könne es dagegen in Südostasien, Indien, Ostafrika und den nördlichen Anden in Südamerika Überschwemmungen geben, schreiben sie im Fachblatt Nature Climate Change.

Sogenannte Jahrhundertfluten könne es dort gegen Ende dieses Jahrhunderts an einigen Flüssen alle zehn bis 15 Jahre geben.

Die Wissenschaftler aus Japan legten ihrer Studie elf globale Klimamodelle zugrunde. Nach Ansicht der Autoren könnte es auch in der Türkei, in Zentralasien, der Mitte Nordamerikas und im südlichen Teil von Südamerika künftig seltener Hochwasser geben.

Neben der weltweiten Analyse sahen sich die Forscher auch einzelne Flüsse an. Nach ihren Berechnungen könnte es an den untersuchten Gewässern im Süden und Südosten Asiens, auf den Pazifikinseln, in Afrika und im nordöstlichen Teil des asiatischen Kontinents häufiger zu Überschwemmungen kommen. Außen vor ließen die Forscher bei ihren Berechnungen künstliche Hochwasserschutzmaßnahmen - etwa die Nutzung von Sammelbecken.

Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) äußerte sich jedoch skeptisch zu den Ergebnissen der Studie. Temperaturen und mittlere Niederschläge seien mittlerweile recht gut prognostizierbar. "Regionale Veränderungen bei Extremniederschlägen dagegen sind mit globalen Klimamodellen sehr schwer vorherzusagen, denn sie hängen von der Topographie ab", sagte der Physiker. Außerdem erfassten Klimamodelle bestimmte stark nichtlineare Prozesse noch nicht zuverlässig.

In der Studie fehle zudem ein Vergleich der für heute in den Modellen vorhergesagten Hochwasserrisiken mit Beobachtungsdaten: "Das Paper lebt allein in der 'Modellrealität'."

Die Forscher um Hirabayashi erachteten Ergebnisse auch schon als signifikant, wenn sieben der elf Modelle das selbe Vorzeichen zeigten - also eine Zu- oder Abnahme des Risikos. "Das heißt, dass vier Modelle zur genau gegenteiligen Aussage gekommen sein können - vielleicht gerade die vier besten - man weiß es nicht." Robuste Ergebnisse seien es seiner Ansicht nach jedoch erst, wenn zehn oder elf Modelle zumindest die gleiche Richtung der Veränderung zeigten.

Besonders deutlich werde dies bei den Modellen zu den Flüssen: An fast jedem der Gewässer sagten manche Modelle eine Zunahme des Risikos voraus, andere eine Abnahme. "Beispiel Donau, wo je nach Modell eine bisherige "Jahrhundertflut" künftig alle 20 oder auch nur alle 10.000 Jahre auftreten könnte."

Belastbar ist nach Ansicht Rahmstorf die Aussage, dass in der Mehrzahl der Kontinentalgebiete die Hochwasserrisiken bis Ende des Jahrhunderts steigen. "Wenig belastbar sind dagegen Aussagen darüber, welche Gebiete das sind und welche verschont bleiben - etwa die Aussage: Zunahme des Risikos am Rhein, Abnahme an der Donau."

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