Pakistan hat im vergangenen Sommer eine Flutkatastrophe erlebt, bei der Tausende Menschen ums Leben kamen, Millionen Einwohner fliehen mussten und ein Schaden von Milliarden Dollar entstand.
Immer wieder entluden sich gewaltige Monsunwolken über dem Land. In den Berichten jener Zeit beklagen die Betroffenen, dass sie vom Wasser überrascht wurden; der pakistanische Wetterdienst hatte keinen Alarm gegeben.
Nun zeigt sich, dass schon Tage vorher konkrete Warnungen möglich gewesen wären.
Die Computer im Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) im englischen Reading wussten jeweils sechs Tage vor jeder Starkregenperiode im Juli ziemlich genau, dass dem Norden Pakistans außergewöhnlich starke Niederschläge bevorstanden.
Wären die Daten in ein hydrologisches Modell eingespeist worden, das das Terrain des Hochlands nachbildet, hätten Wetterforscher die Überflutungen konkret berechnen können, sagt Peter Webster vom Georgia Institute of Technology in Atlanta; er hat die Vorhersagen und den tatsächlichen Verlauf der Flut verglichen ( Geophysical Research Letters, im Druck).
Der Sprecher des EZMW, Manfred Klöppel, bestätigt, dass dem Zentrum zehn Tage vor den Ereignissen Daten über den Starkregen vorlagen, die dann immer genauer wurden.
"Es ist aber nicht unsere Aufgabe, die Öffentlichkeit oder die Medien zu warnen. Wir haben hier überhaupt keine Vorhersage-Spezialisten, die das könnten." Eine Wissenschaftlerin aus seinem Haus, Anna Ghelli, sagte hingegen: "Wir bemerkten fünf Tage vorher, dass das Signal da war."
Beide beharren, ihre Organisation liefere nur Daten an Mitglieder und Abonnenten, meist nationale Wetterdienste, zu denen der pakistanische nicht gehört.
Die Meteorologen dort bezögen jedoch einen Extremwetterindex des EZMW, sagt Klöppel. "Zudem hätte der Wetterdienst auf Anfrage genauere Daten kostenlos bekommen können." Eine solche Bitte habe Pakistan jedoch nicht gestellt.