Laien nehmen Hochwasser oder Hitzewellen als Extremsituationen wahr. Für Meteorologen sind sie dagegen meist seltene, aber eigentlich normale Folgen der komplizierten, dynamischen Prozesse an der Erdoberfläche. Angesichts des Dauerregens im Osten Deutschlands und des Jahrhunderthochwassers in Bayern gehen nun aber selbst die Experten von einer meteorologischen Ausnahmesituation aus: Im Süden und Osten Deutschlands wirkt sich ein Tiefdruckgebiet aus, das warme und feuchte Luftmassen vom Mittelmeer her über die Balkanregion um die Alpen herum heranwirbelt.
Verantwortlich dafür ist die Luftdruckverteilung über Europa. Die wiederum wird hervorgerufen durch eine ungewöhnliche Lage des sogenannten Jetstreams. Dabei handelt es sich um ein Starkwindband in großen Höhen, das sich gegenwärtig weiter im Süden befindet als gewöhnlich. Die Folge ist eine "umgekehrte Omega-Lage", wie Meteorologen sagen: Zwei Hochdruckgebiete, eines über Westeuropa und eines über Nordosteuropa, quetschen die Tiefs wie einen Sack zwischen sich ein und verlangsamen deren Verlagerung. Diese Großwetterlage ist sehr stabil und bestimmt unser Wetter nun schon seit Wochen.
Solche immer wieder auftretenden Wetterlagen reichen allerdings noch nicht aus, um so extreme Hochwasser hervorzurufen, wie wir sie derzeit erleben. Normalerweise sind sie nämlich nach ein oder zwei Tagen vorüber. Es kommen noch etliche andere Faktoren ins Spiel. Dazu gehört der Temperaturunterschied zwischen den warmen subtropischen Luftmassen, die von Nordafrika her einfließen, und der kalten polaren Luft, die ihnen vom Norden her über Europa begegnet.