Hobbydrohnen:Mehr Spitzel als Spielzeug

Drohne

Eine Kameradrohne am Himmel über Fürstenwalde (Brandenburg)

(Foto: dpa)

Hobbydrohnen sind der neue Renner in den Elektroläden. Sie sind die Vorboten eines Trends: Sie zeigen, wie sich derzeit Robotik und künstliche Intelligenz verbinden - mit Folgen für die die Lebenswelt der Menschen.

Von Christian Weber

Neue Medien verbreiten sich bekanntlich mithilfe der Pornografie, neue Maschinen mitunter mithilfe des Spieltriebs der Menschen. Man muss sich nur auf die Plätze und Parks in den Städten begeben. Immer häufiger stehen da Menschen, die Drohnen in den Himmel starten lassen. Es irrt, wer dies Treiben lediglich für die elektronische Version des Drachensteigens hält.

Moderne Freizeitdrohnen, wie man sie für ein paar Hundert Euro bekommt, sind Hightech-Fluggeräte, wie sie sich noch vor wenigen Jahren nur das Militär leisten konnte. Sie verfügen über Gyroskop, Magnetometer, GPS und Beschleunigungsmesser. Sensoren und ausgefeilte Algorithmen sorgen dafür, dass sie stabil in der Luft liegen und jeder Laie sie steuern kann. Im Notfall fliegen sie autonom zum Startplatz zurück. Sie verhalten sich zu den klassischen ferngesteuerten RC-Helikoptern wie Smartphones zu Bakelit-Telefonen.

Viele dieser Drohnen sind mit bildstabilisierten HD-Kameras ausgestattet, die Fotos und Videos bester Qualität machen und in Echtzeit zu Boden funken. Mit speziellen Controllern können Hobbypiloten sie über Hunderte Meter dirigieren und dabei per Datenbrille den Blick des Fluggeräts übernehmen. Man muss nicht lange überlegen, was für spannende, aber eben auch unschöne Möglichkeiten die geballte Technik eröffnet - für Voyeure, Geheimdienstler, Einbrecher oder Menschen, die einfach mal ihre Nachbarn ausspionieren wollen. Und die technische Entwicklung geht weiter: In US-Forschungslaboren wurden bereits Drohnen konstruiert, die kaum größer sind als Fliegen. Es fehlt bislang nur an ausreichend kleinen Batterien.

Hobbydrohnen: Christian Weber mag kontroverse Diskussionen. Aber irgendwann reicht’s.

Christian Weber mag kontroverse Diskussionen. Aber irgendwann reicht’s.

Naiv ist, wer auf die Luftverkehrsordnung setzt, die den Betrieb von Hobby-Drohnen nur in Sichtkontakt erlaubt. Die Flugaufsichtsbehörden wären mit der Kontrolle völlig überfordert. Genauso wenig sollte man hoffen, dass das Strafgesetzbuch die Privatsphäre schon schützen wird. Laut §184 StGB wird auch bestraft, wer Jugendlichen den Zugang zu pornografischem Material verschafft. Ein schlechter Witz in Zeiten des Internets.

Die Drohnen sind Vorboten eines Trends. Sie zeigen, wie eine neue Generation von Maschinen Robotik und künstliche Intelligenz verbindet und dabei in die Lebenswelt der Menschen eindringt. Diese verändern die Geschäftsbedingungen der Gesellschaft. Schon bald werden neuartige Navigations- und Fahrassistenz-Systeme die Autos steuern; Küchenmaschinen könnten das gesamte Kochen übernehmen und gleich noch Ernährungsberatung liefern; audiovisuelle Unterhaltungssysteme werden Emotionen der Menschen auslesen und seine Affekte gezielt beeinflussen. Und immer wird das Internet davon wissen. Höchste Zeit, dass in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird. Denn Maschinen wollen nicht immer nur spielen.

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