SZ-Klimakolumne:Im Land des Fensterstreits

SZ-Klimakolumne: Feuer in der spanischen Provinz Guadalajara.

Feuer in der spanischen Provinz Guadalajara.

(Foto: Diego Radames/dpa)

Die Hitzewelle in dieser Woche war heftig. Aber im Vergleich zu anderen Ländern ist Deutschland noch gut dran.

Von Marlene Weiß

Ich hoffe, Sie haben die heißen Tage der vergangenen Woche gut überstanden. Es mag ein schwacher Trost sein, wenn man sieht, wie sehr gerade alte Menschen unter der Hitze leiden und wie schlecht viele Pflegeheime auf solche Temperaturen eingestellt sind, aber trotzdem: Wir haben es ja in Deutschland noch gut erwischt. Anderswo treibt die Klimakrise die üblichen Höchsttemperaturen eher in Richtung der 50 Grad, wie in der diesjährigen Frühjahrs-Hitzewelle in Indien und Pakistan, die übrigens nicht zwei Tage dauerte, sondern fast drei Monate.

Oder viel näher bei uns, in West- und Südeuropa. Laut einer Analyse der Zeitung Le Monde haben 27 von 146 französischen Wetterstationen neue lokale Rekordtemperaturen gemessen. 32 000 Menschen mussten wegen der Waldbrände im Südwesten ihre Häuser verlassen. Auch in Portugal, Spanien, Italien und Griechenland haben Hitze und Waldbrände gewütet, dabei ist es noch nicht einmal August. Meine Kollegen aus dem Datenteam haben hier ausgewertet, was diese Brandsaison so ungewöhnlich macht, und wie wahrscheinlich es ist, dass wir so etwas künftig öfter erleben. Denn eigentlich ging die verbrannte Fläche in Europa jahrelang zurück, auch wegen besserer Prävention - vielleicht kehrt sich dieser Trend jetzt um, weil die Klimakrise das Brandmanagement überholt.

Auch in Deutschland wird Feuerwetter häufiger, und einiges wird sich verändern müssen, um den Schaden in Grenzen zu halten. Mein Kollege Benjamin von Brackel war bei der Feuerwehr in Brandenburg und berichtet hier über neue Brände und neue Brandbekämpfung.

Aber während die Klimaveränderungen vielerorts wirklich existenzbedrohend sind, konnten wir uns hier den Luxus leisten, ausgiebig über Fensteröffnungsstrategien zu diskutieren. Fenster auf, meint Meteorologe Jörg Kachelmann, für den Durchzug. Fenster (und vor allem Jalousien oder Fensterläden) zu, meinen viele andere, um die Hitze draußen zu halten, lüften erst dann (dann aber unbedingt), wenn es drinnen trotzdem heiß oder stickig geworden ist. Bei mir hat sich definitiv die zweite Strategie bewährt, aber ein Ventilator ist im Zweifel immer hilfreich.

Was aber auch nicht schadet: Gelegentlich im Kopf behalten, was Menschen anderswo für solche Probleme geben würden. Dazu empfehle ich Ihnen diesen Text von SZ-Südostasienkorrespondent David Pfeifer.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Am Samstag soll es vielerorts regnen, teils heftig, hoffentlich kommt bei Ihnen genau die richtige Menge herunter.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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